Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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die Franzosen uns manches Herzeleid machen, so sorgen sie doch 
auch manchmal dafür uns durch einen lustigen Auftritt auf einige 
Zeit aufzuheitern. Vor einigen Tagen brach die Armee Abends 
um 10 Uhr im Lager auf, marschierte mit klingendem Spiel durch 
die Städte über die Saarbrücke und zog die Straße gegen St. 
Ingbert zu. Alles war in voller Erwartung der Dinge, die da 
geschehen sollten. Aber diesseits Monplaisir wandte sich die Armee 
von der Straße ab gegen die Saar und zog in Frieden über die 
neugeschlagene Schiffbrücke wieder in das Lager zurück. Und wozu 
dieses Spectakel? werden Sie, so wie wir gethan haben, fragen? 
C'était pour tromper les espions, sagen die Patrioten. 
C'était pour apprendre la retraite, sagen die Spötter, und diese 
möchten wohl recht haben, ohngeachtet es kaum nöthig ist viele 
Mühe auf eine Kunst zu wenden, zu welcher die Franzosen so 
viele natürliche Anlage haben. 
Den zweiten lustigen Auftritt gab uns die Masse. Vielleicht 
haben Sie es jenseit des Rheins bereits gehört, daß der National¬ 
convent la patrie en danger erklärt und befohlen hat, daß alle 
wehrhafte Mannschaft in den Grenzprovinzen sich in Masse er¬ 
heben und dem Feind entgegen setzen soll. Dieses mußte denn 
auch nolens volens befolgt werden. Zittern Sie aber deswegen 
nicht für unsre deutschen Heere. Werden diese durch sonst nichts 
besiegt, die Volksmaffe wird es nicht thun, denn solche ist im 
Grunde nichts als eine Farce, über welche die französischen Sol¬ 
daten selbst spotten. Vernünftige Franzosen prophezeien ein bal¬ 
diges Ende dieser Thorheit, entweder dadurch, daß die betrogenen 
und gezwungenen friedlichen Horden beim ersten Anblick des Fein¬ 
des weg und nach Haus laufen, *) oder daß der durch dieses 
Volksaufgebot verursachte Schaden die Gewaltshaber zwingen wird 
sie zu ihren Herden zurückkehren zu lassen. Dieser Schaden ist 
unermeßlich und von großen Folgen für die Republik. Jetzt, da 
im Lothringen und Elsaß die Felder zur Einsaat bestellet werden 
sollen, bleiben solche aus Mangel der Arbeiter ungebaut liegen, 
*) Dieses hat sich bei verschiedenen Gelegenheiten, besonders bei Pirmasens, 
wo alles, was Masse hieß, weglief, bestätigt. Anmerk. d. Vers.
	        
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