Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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und ben Steigregistern an ben Fürsten und an die in seine Stelle 
getretene Republik schuldig. Also liefert! und dies mußte denn 
auch geschehen. 
Bisher war das Stift Arnual, aus welchem die Geistlichen 
und Schullehrer besoldet werden, noch verschont geblieben. Die 
vorigen Commissärs hatten die heiligste Versicherung ertheilet, daß 
solches unberührt bleiben sollte. Aber dem Citoyen Archier ist 
nichts zu heilig. Auch die Stiftszehenden, worin dessen meiste 
Einkünfte bestehen, mußten abgeliefert werden. Die Geistlichen 
und Schulmeister, welche bereits auf ihre Besoldung zu ihrer Sub- 
sistenz etwas Frucht erhalten hatten, mußten solche zurück liefern 
und was gegessen war, kaufen um die Quantität wieder zu er¬ 
gänzen. Und gleiches Schicksal betraf die im Stifte vorräthigen 
Früchte. Ein Untereommisfär des Archier hielt es nicht unter 
der republikanischen Würde heimlich durch ein Fenster im Stifts¬ 
gebäude einzusteigen und den Fruchtvorrath auszukundschaften. Da 
die Franzosen einen Theil ihrer Glocken zu Kanonen und Münzen 
umschmelzen, so war nicht zu erwarten, daß die unsrigen verschont 
blieben. Sie haben auch solche sämtlich in allen Stadtkirchen und 
in der Stiftskirche gii Arnual weggenommen und nach Metz gebracht. 
Anfangs waren sie auf vieles Bitten wohl geneigt uns in jeder 
Stadt eine zu lassen. Allein der Repräsentant Ehrmann kletterte 
selbst auf die Kirchenthürme, fand die Glocken schwer und von 
gutem Metall, und nun erst gefährlich, weil wir den Deutschen 
Zeichen damit geben könnten. Also reisten auch diese in den 
großen Nationalschlund, und wir sind jetzt ohne Glocken und ohne 
Uhr und ohne zu wissen, in welcher Stunde wir leben, da die 
Sackuhren auch meistens aus Furcht vor den Dieben verschwunden 
sind. Ein Glück für uns, daß unsre Geschäfte uns an keine ge- 
gewisse Stunde binden und daß uns das Mittagessen um 10, um 
11, auch um 1 oder 2 Uhr eben so gut schmeckt als sonst um 
die gewöhnliche Mittagsstunde, vorausgesetzt daß wir etwas zu 
essen haben, welches wahrlich nicht immer der Fall ist. 
Tie vasa sacra und kostbaren Geräthschaften in den prote¬ 
stantischen Kirchen sind ebenfalls ein Gegenstand der Raubgierde 
der Commissärs geworden. Die Geistlichen wurden angehalten
	        
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