Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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frain des Lieds, das dieser Todvogel sang. Nun mußte also 
sedermann das wenige, was er besaß und womit er sich und seine 
Kinder ernähren wollte, mit Seufzen ansdreschen und unter heißen 
Thränen abliefern. Nur wenige hielten es für einerlei für Hunger 
oder an einer Kugel zu sterben imb verbargen einen kleinen Vor¬ 
rath Früchte, die Meisten in ihren Betten. Die Beamten, welche 
der Stadtmagistrat jetzt wieder anerkannte und Archier'n empfahl, 
wurden mit Detachements Gensd'armes auf die Dörfer am linken 
Ufer der Saar geschickt und mußten da so viele Früchte ans¬ 
dreschen und liefern lassen als immer möglich war. Damit wurde 
denn endlich Archier gesättigt, die Franzosen hatten Brod, welches 
ihnen wirklich zu mangeln anfing. Aber wir darben, sind jetzt 
schon genöthigt unser Brod wieder von ihnen zu kaufen oder zu 
betteln, und wenn nicht bald wieder unsere Erlösung erscheint, so 
sehen wir Mangel und Hungersnoth herannahen. 
Wie vortrefflich Archier sein edles Handwerk versteht, können 
Sie ans dem Zug lernen: zuerst nahm er die alten vorräthigen 
Früchte weg, dann forderte er eine unerschwingliche Quantität 
neue, und als alle Mittel angewandt waren um seine Forderung 
so viel möglich zu erfüllen, forderte er erst dasjenige, was er mit 
dem Schein Rechtens fordern konnte, — dieses waren die Früchte, 
welche die Pächter Fürstlicher Hofgüter als Canon zu liefern 
hatten, — dann die Zehendfrüchte, welche die Steiger bei der durch 
die vorigen Commiffürs vorgenommenen Versteigerung an die 
Republik abzuliefern sich verbindlich gemacht hatten. *) Diese 
mußten nun geliefert werden. Und diese Leute, welche bereits 
alles, was sie konnten, zu der allgemeinen Lieferung beigetragen 
halten, in der Meinung, daß es damit gut feie oder es ihnen 
an ihrer Schuldigkeit abgehen würde, wurden dadurch in die 
größte Verlegenheit gesetzt. Denn Archier machte den Unterschied: 
Jenes, was ihr geliefert habt, sind in Requisition gesetzte Früchte; 
Canon und Zehnden seid ihr aber nach euren Pachtcontracten 
*) Diese Zehendfrüchte sollten nach Saarlouis geliefert werden Einige 
Dorfschaften lieferten ihren Antheil dahin, die Commissärs ließen die Fuhren 
arretircn und behielten neun und dreißig der besten Pferde, worauf aber nie¬ 
mand mehr liefern wollte. A. d Verf.
	        
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