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Zell gegenüber, durch eine eiserne Fähre verbunden,
liegt
Kaimt (I.) [Keimeta], 800 Einw., hübsches Dorf mit einigen
alten Häusern mit antiker Giebelverzierung oder gotischem
Fensterbau; häufige Ausgrabungen von römischen Altertümern
bezeugen das hohe Alter des Ortes.
Bei der Weiterfahrt stromaufwärts ist der Blick rück¬
wärts auf Zell recht ansprechend, nicht minder der Blick auf
die sich immer reicher entfaltenden AVeinberge. Bald ober¬
halb Zells öffnet sich r. ein schönes Seitenthal, durch das
der Altlayerbach der Mosel zueilt. Während das Dampf¬
boot dem vorgezeichneten, herrlichen Flussbogen nachzieht,
erscheint an der Mündung des Notenauer Baches
Briedel (r.) [Bredhal], 1520 Einw. Gasth. Schneider,
Z. u. P. 1,50—2,50 M., M. 1 M. und höher, P. 3,50—4 M..
mit altem Herrenhofe, guten Weinbergen und ansehnlichen
Eichenschälwaldungen. Im Yorblick erscheint wieder die
Euine der Marienburg. Da wo die neue scharfe Krümmung
der Mosel beginnt, liegt
Pünderich (r.) [Pondreka], 818 Einw., Bahnhof, Anlege¬
stelle des Darapfboots; Gasth. Math. Hoepp. Z. u. F. 1,50—2 M..
P. 3—4 M., M. von 1 M. an; Wwe. Kalif eh; H. J. Schneiders,
Preise wie oben. Sehr enggebautes Dorf, wozu die Lage des
Ortes nicht aufforderte, wohl aber das Bedürfnis, in engem
Räume sich besser durch Mauern und Befestigungen zu
schützen. Von der alten Ringmauer und den Thorüber¬
wölbungen stehen noch einige Reste. Das sehr alte Rathaus,
jetzt Schulhaus, trägt über dem Eingänge die Inschrift : „Fred
in dissem Huis Ders nit halt bleib drus!“ Von Pünderich
gelangt man über die Fähre und dann auf einem Pfade in
20 Min. auf die Marienburg. — Gegenüber Pünderich durch¬
bricht die Bahn den Prinzenkopf und wird auf sehr hohem
Viadukt, dem Flussbogen folgend, bis zum Reil er Hals
geführt, den sie in einem Tunnel durchbricht, um das Alf-
bachthal zu gewinnen. Der Reiler Hals ist der Gebirgs¬
rücken zwischen der Mosel und dem Alfbachthal, das sich
an dieser Stelle dem Moselthale sehr nähert. Im 30jährigen
Kriege war dieser Punkt stark befestigt. Nach dem Friedens¬
schlüsse nahm der französische General v. Rosen die Befes¬
tigungen mit Sturm, wobei 50 Mann getötet wurden. Ende
des vorigen Jahrh. hauste in der nahen Springermühle der
berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes, durch die
Beute gelockt, die ihm der lebhafte A^erkehr auf der Trier-
Coblenzer Strasse verhiess.
Vor dem Eintritt der Bahn in den Reiler Hals liegt der