Full text: Mosel- und Saarführer

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wegen trauriger Zustände im 15. Jahrh. nach Böhmen aus- 
wunderten und den Ort mit der Kirche, die auf dem Kirch¬ 
hofe stand, verfallen Hessen. Curay ist als Vorstadt der 
Kreisstadt 
Zell (r.) [Cella in Hammone] anzusehen. Mit „Hamm“ 
bezeichnete man früher den herrlichen Moselbogen, an dessen 
äusserster Krümmung die Stadt in stiller Abgeschiedenheit 
von der Bahn und der Heerstrasse liegt. Anlegestelle der 
Dampfboote und Agentur. Gasth. Fier (20 Betten, N. u. 
F. 2,25 M., M. 2 M, P. 4,50 M.), mit hübscher Weinlaube 
nach dem Flusse hin; der Besitzer zeigt einige sehr alte 
Urkunden von Kaiser Friedrich I., Konrad und Eudolf, sowie 
einige päpstliche Bullen. Omnibus zu jedem Zuge nach 
Bullay, J/4 Std. Gasth. Franz Münster; Kaiserhof bei Bertram ; 
yac. Breuer. 
Zell hat 2575 Einw., die zum Teil aus dem Weinbau 
und dem Weinhandei, sowie durch Schaumwein- und Cigarren¬ 
fabriken ihren Unterhalt gewinnen. Der bevorzugten Lage, 
der Euhe und des milden Klimas wegen eignet sich die Stadt 
besonders zur Sommerfrische. Die nächsten Abhänge tragen 
Beben; dahinter breitet sich ein Gemeindewald von 1946ha 
aus, in welchen, wie in die reizenden Seitenthäler, anmutige 
Spaziergänge führen. Infolge des grossen Brandes i. J. 1857 
hat die Stadt eine Eeihe schöner Häuser erhalten, besonders 
an der Wasserseite. Zierden des Ortes sind das Eathaus und 
das Kreishaus. Das 1543 erbaute, ehemalige kurfürstliche 
Schloss bietet manche Sehenswürdigkeit. Von der alten Be¬ 
festigung aus dem 13. Jahrh. stehen noch einige Beste. 
Zu Anfang des 13. Jahrh. war Zell noch ein Dorf, 1314 wurde 
der Ort nebst dem ganzen Hamm von einer fürchterlichen Hungersnot 
heimgesucht. In dem Kampfe des Trierischen Kurfürsten gegen Franz 
von Sickingen bildeten 60 Zeller Bürger die Vorhut und erwarben 
solchen Ruhm der Tapferkeit, dass man seit jener Zeit sagt: »He 
stait ferme wie ’n Geller us ’m Hamm«. 
In der Umgebung von Zell viele lohnende Punkte, so das 
Tempeichen auf dem Curayer Berge, 438 m, ferner der »Hoch 
Collis«, 160 m, mit Schutehütte und die Briedeler Höhe, 
wohin der Verein für Hochwald und Hunsrück einen bequemen Weg 
durch den Wald hat anlegen lassen. Lohnend ist auch der Ansteig 
zum Barl, oberhalb Kaimts; auf der Höhe Reste eines Ring¬ 
walls prächtiger Rundblick. Zur Marienburg gelangt man in 
1!i Std. — Wer von Zell einen Ausflug auf den Hunsrück machen will, 
dem sind Castellau □, 26 km, und Kirn, 48 km, zu empfehlen ; 
beide Orte haben mit Zell Postverbindung. 
Über die Briedeler Höhe erreicht man, einen grossen Mosel¬ 
bogen abschneidend, Enkirch, 3 km; unterwegs von den Höhen 
wundervolle Rückblicke auf Zell und die Marienburg, sowie auf den 
Hunsrück und die Eifel — Moselabwärts sind von Zell Beil.stein 
und Treis aufzusuchen.
	        
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