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ein zierlich geschnitztes Eeliquar aus dem 15. Jahrh. Von
dem schönen spätgotischen Kreuzgauge ist nur eine Seite
erhalten. Nördlich davon liegt das in romanischem Stil er¬
baute Kapitelhaus. Auf der andern Seite neben der Eisen¬
bahn das Zehnthaus, ein merkwürdiger Bau in romanischem
Stil, mit kunstvollen Pensterhogen, 1844 sorgfältig wieder
hergestellt. Am unteren Ende des Dorfes steht ein ehemals
der Familie von Eltz gehöriges Burghaus v. J. 1562 im
Renaissancestil mit Dachtürmchen und Dieb eispitzen. An
den Abhängen Bethäu'schen und Wallfahrtsstationen.
Im Mittelalter war Carden der Sitz mehrerer Klöster und
Klausen, deren Bewohner ira SOjährigen Kriege dreimal flüchten
mussten. 1590 erschien hier ein niederländischer Freibeuter mit
einer Horde von Abenteurern und brandschatzte den Ort und die
Umgegend. Als die Franzosen in Mont royal (s. w. u.) Fuss gefasst
hatten, musste Carden viel von den Streifzügen ihrer räuberischen
Scharen leiden, die »ausser glühendem Eisen und Mühlsteinen« alles
mitnahmen.
Von Carden nach Schloss Eltz, 11/8 Std. — Oberhalb
des Dorfes mündet ein tiefes Thal mit mehreren Mühlen
und hübschen Landschaftsbildem. Von den aufwärts führen¬
den Strassen leitet eine nach Kaisersesch über Binningen
und Hambach, die andere über Kehrig und Allenz nach
M a y e n.
Carden gegenüber auf dem r. Moselufer liegt auf einer
schroifen Felsklippe die Johannes dem Täufer geweihte und
nach ihrem Gründer benannte „Zilskapelle“, in der Nähe
Mauerreste einer Einsiedelei. Mittels der Fähre erreicht
man von Carden den schräg gegenüberliegenden Flecken
TreiS (r.) Über 1600 EinW.; Gasth. zur Wildburg; Conzen
— hier auch Pension; Castor. — Der Ort hat eine sehr
hübsche Lage; hier schroffe Klippen, wild geformte Fels¬
blöcke, wunderliche Felszacken, dort herrliche Baumgruppen
neben Weinbergen und Acker- und Gemüsefeldern, darüber
auf den Höhen Burgtrümmer, die sich in dem klaren Flusse
spiegeln. — Neue gotische Kirche mit hohem Spitzturme,
von Lassaulx erbaut, prächtige Glasmalereien; sehenswert
ist auch die Rathauskapelle aus dem Jahre 1480, 1882
erneuert. — Von der dicht an der Mosel gelegenen hohen
Felskuppe Schock geniesst man eine prächtige Aussicht.
1826 wurden hier bei der Anlage des Leinpfades römische
Münzen und Waffen nebst starkem Mauerwerk gefunden,
das auf das einstige Vorhandensein einer Römerbrücke,
schliessen lässt, eine Annahme, die durch die auf dem
gegenüberliegenden Moselufer entdeckten Reste einer starken
römischen Befestigung gestützt wird.
Unterhalb Treis mündet in die Mosel der Flau mb ach,
der eine tiefe, wilde Schlucht in das Gebirge gegraben hat.