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liebsten Werke des spätromanischen Stils in den Rheinlanden. Ihre
Erhaltung verdankt sie hauptsächlich dem Könige Friedrich Wilhelm
IV., der sie sorgfältig wiederherstellen liess. 1894 wurde sie auf Be¬
fehl des Kaisers durch L. Arntz von neuem ausgeschmückt. Die
Kapelle ist dem Apostel Matthias geweiht, dessen Haupt früher auf
der Burg aufbewahrt gewesen sein soll, weshalb Cobern bei der
jährlichen Matthiasprozession von Coblenz nach Trier eine Haupt¬
station war. Der Bau ist eine Nachahmung der Kirche des hl. Grabes,
sechseckig, mit erhöhtem Mittelbau; er hat eine Weite von 8,33 m,
das Mittelschiff, das als Kuppel emporsteigt, von 3,33 m. Die Kuppel
wird von 6 Säulen getragen, deren jede von 4 kleineren durch Spitz¬
bogen verbundenen Säulen umgeben ist. Die Wölbungen der übrigen
Teile sind reich verziert, technisch meisterhaft ausgeführt und geben
mit den wieder aufgefrischten Malereien eine vorzügliche Gesamt-
wirkung. Vortreffliche Akustik*). Von dem alten Burghöfe pracht¬
voller Blick ins Thal und auf den Hunsrück; nach der Elfeler Seite
ist bei klarem Wetter die Kirche von Münstermaifeld zu sehen.
Nicht weit von der Altenburg die ehemals gräflich Boossche Be¬
sitzung Sol lig.
Die Moselbahn führt an Cobern vorüber auf einem
mächtigen Damme zu dem */2 Stunde oberhalb des Ortes ge¬
legenen Bahnhofe Cobera-Goudorf, 16 km; hinter dem Bahn¬
hof die malerisch gelegene Post. — Vom Bahnhof aufwärts
auf guter Landstrasse r. von der Bahn am Liebigschen
Schlosse, der ehemaligen Niederburg, vorbei, mit einer
neuen, in gotischem Stile erbauten, prächtigen Familiengruft
nach dem Dorfe Gondorf 1. [Contrua, Cuntravia], Gasth. bei
Haupt, N. u. F. 1,50—2 Mk., M. 1,50 Mk. P. 3‘/2—4 Mk.;
zum Leyenschen Hof. In einer Urkunde v. J, 980 wird der
Ort Contreve genannt; wahrscheinlich ist er das Contrua
des Schriftstellers Fortunatns, der 560 die Mosel von Metz
bis Coblenz befuhr und von diesem Orte sagt:
Contrua nahen wir jetzt, wo Flösse sich drängen an Flösse,
Wo vom alten Geschlecht wellte das edele Haupt.
Der Umstand, dass in der Nähe zwei starke Bäche in die
Mosel münden, spricht für die Wahrscheinlichkeit der
Flösserei an diesem Platze. — Die Sehenswürdigkeit Gon¬
dorfs ist die im oberen Teile gelegene Oberburg oder das
Leye n sc he Schloss, dicht an der Mosel auf einem Fels¬
grat gelegen, an dem der Nothbach vorbei in den Fluss
strömt. Die Bahn durchschneidet die einzelnen Teile der
Burg.
Das Geschlecht derer von Leyeu ist sehr alt; es wurde in den
Grafen- und endlich in den Fürstenstand erhoben. Aus dem Hause
stammte der Kurfürst K a spe r von der L eye n, der im 17. Jahr¬
hundert Ludwig XIV. so mannhaft widerstand. Er unterwarf das
Stammschloss einem Umbau, den der letztregierende Graf im Ge-
schmacke der älteren Zelt wiederherstellen und verschönern liess.
Er ist auch der Erbauer des stattlichen Wartturms mit der schönen
steineren Wendeltreppe. Der letzte Sprosse des Gondorfer Rittorge-
schlechts starb 1329 zu Cöln und hat auf dem kleinen Kirchhofe
*) Vergl. G. R. Dronke und v. Lassa nix, die Matthäus¬
kapelle zu Cobern. Coblenz 1837.