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Die Winninger Weinberge liefern eine der besten Mittel¬
sorten des Moselweins. Besonders gedeiht er in den so¬
genannten Ulen, den Weinbergen, die in vielen grösseren
und kleineren steilen Terrassen von dem Flusse ansteigen.
Die Schöppchen, die hier an der Untennosel üblich sind, führen
den Namen „Miseräbelchen“. Ueber die Benennung vergl. die
heitere Legende von Sirarock. Winningen ist auch der ein¬
zige Ort an der Mosel, in dem sich noch der frohe Brauch
eines Weinlese- oder Winzerfestes erhalten hat, das nament¬
lich viele Besucher aus dem nahen Cobienz herbeizieht.
Nach einer Zeitungsmitteilung vom Jahre 1895 verläuft das
Winninger Winzerfest in folgender Weise: »Das in guten Weinjahren
zu feiernde Winzerfest in dem benachbarten Weinorte Winningen
a. d. Mosel begann heute mit dem Umzuge der Winzerkompagnie.
Diese besteht aus einer Anzahl junger, unbescholtener Burschen und
Jungfrauen, erstere im schwarzen Anzug mit Cylinder und weissen
Handschuhen, die Mädchen in weissen Kleidern, Haar und Busen
mit Blrnnen geschmückt. Der Zug holt die Mädchen ah, wobei jedes
derselben 15 Liter Wein spendet. Der Bürgermeister begrüsst die
Kompagnie mit herzlichen Worten, wünscht, dass das Jahrhunderte
alte Fest sich ohne moderne Auswüchse erhalten möge, und bringt
der Winzerkompagnie ein Hoch dar. Der Zug geht nun zum Fest-
lokal, wo der Ball beginnt. Um 7 Uhr zieht die Kompagnie mit
Faekelbegleituug zum Gasthaus zur Krone, wo das historische Essen
aus uraltem Zinngeschirr stattfindet. Das Fest dauert vier Tage. Der
Besuch von auswärts war in diesem Jahre ungeheuer gross.«
Auf der 1. Moselseite öffnet sieh hinter Winningen ein von
hohen Bergen eingeschlossenes, gut angehautes Thal, durch welches
ein bequemer Weg zur Trierer Strasse führt. Ein anderer hübscher
Spaziergang bringt aufwärts zu dem ehemals gräflich Elzisehen
'Distelberger Hof«, jetzt Wirtschaft, von wo man die wildsehöne
Hochlandschaft auf der andern Flussseite überschaut. Der Blick
schweift bis Waldesch hinüber. — il2 Std. weiter kommt man zur
Blumslay (Lay oder Ley, auch Lei = Berg, Felsen) und noch lJ2 Std.
weiter zur Roten Lay, 312 m, zwei schönen Aussichtspunkten.
Aus wildromantischer Schlucht fliesst Winningen gegenüber der
Conderbach in die Mosel auf dem r. Ufer. Alte Mühle, 1600 erbaut.
Eine zweite Mühle, die Silbermühle, erinnert durch ihren Namen an
den Versuch, aus den im Thale vorkommenden Fahierzen Silber zu
gewinnen. Im Thale quillt ein kräftiger Säuerling. Aus dem Conder-
thal führt ein Weg in l*/2 Std. zu dem Kühkopf (vergl. S, 37). Er¬
frischungen in den Forsthäusern »Ramstecken« und an der Hnns-
rticker Strasse.
Eine halbe Std. aufwärts liegen im Conderthale die Ruinen des
adligen Frauenklosters Marienrod, dem Prämonstratenserorden zu¬
gehörig. Um 1120 gestiftet, wurde es später mit reichen Schenkungen
bedacht. Bei dem Anrücken der republikanischen Heere der Fran¬
zosen 1794 fiel das Kloster der Zerstörung durch die übelwollenden
benachbarten Gemeinden anheim; nur die Wirtschaftsgebäude sind
noch erhalten.
Oberhalb Winningens beginnt die Umgebung des Flusses
die Merkmale einer Moseilandschaft anzunehmen. Die Mosel
macht hier eine scharfe, fast rechtwinklige Wendung nach
Norden und schlägt hei Dieb lieh ihre ursprüngliche Rich¬
tung wieder ein. Das 1. Ufer ist hoch und sehr steil; diese