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12er. Die 48er kämpften um den Pfaflemvald: 32 Compagnien stritten
gegen eine gewaltige Übermacht. Erst als 2 Kompagnien der Leib¬
grenadiere (8. Reg.) einrückten, gelang es nach 6 Uhr, die
Ecke zwischen Giflertwald und Rotem Berg zu nehmen.
Es wurden 8 Geschütze auf den Roten Berg geschafft; aber auch
dadurch konnte die feindliche Stellung noch nicht erschüttert , wer¬
den. — Heftig tobte der Kampf auch auf dem r. Flügel; nach
Stieringen zu. Um 4 Uhr wurde die Goldene Bremm von den
74em und Wern erstürmt. Neun Bataillone der 6. Division (Regt. 8)
12, 62 und 3. Jäger) nahmen endlich den Forbacher Berg und
zwangen die Franzosen zum Rückzüge nach Spi ehern. Als um
9 Uhr die 52er Stieringen erstürmten, trat das ganze Korps Frossard
den Rückmarsch an. Die Deutschen verloren an Toten und Ver¬
wundeten 223 Offiziere und 4648 Mann (tot 48 Offiziere und 867 Mann),
die Franzosen 249 Offiziere und 3829 Mann, davon über 2000 Ver¬
sprengte und Gefangene.
Zu den Spicherer Höhen führen zwei Wege, ein be¬
quemerer Fahrweg zieht um den Berg herum; ein steiler
führt an den eiugefriedigten Gräbern der 74er vorbei den
Roten Berg hinan. Den steilen Abhang, den die 74er erstürm¬
ten, bezeichnen amFusse des Berges vier grosse Gräber. Etwas
höher befindet sich ein mit eisernem Gitterwerk eingefasstes
Grab. An den Kirschbäumen vorbei zu dem auf der Höhe
befindlichen Denkmal der 74er, einem Obelisk mit den Namen
von ungefähr 200 Gefallenen. Auf einem Feldwege gelangt
man r. zu dem Denkmal der 39er, einer 18 Fuss hohen
Marmorsäule; gegenüber dem Walde zu erhebt sich das
28 Fuss hohe Denkmal der 40er. Ringsum erblickt man die
Gräber der Gefallenen; ganz in der Nähe umschliesst ein
Grab 68 Deutsche und 29 Franzosen. Etwa 20 Schritte
weit von den beiden Denkmälern übersieht man die ganze
Ausdehnung der Bergreihe bis zu dem bei Forbach gelegenen
Kreuzberge hin. Die weissen Grabkreuze bezeichnen den
äusserst schwierigen Weg, den unsere braven Truppen todes¬
mutig hinansturmten gegen den wohlverschanzten Feind, der
es gewagt hatte, den vaterländischen Boden zu betreten.
Am Fusse der blutig erstürmten Höhen zieht sich die Grenze
hin, die uns von unserm Erbfeinde trennte. Bei dem Beginn
des Kampfes standen die Franzosen auf französischem, die
Deutschen auf deutschem Gebiete, und über die Laudes¬
scheide hin flogen die männerverderbenden Geschosse. So
hielt das deutsche Heer hier buchstäblich treue Wacht und
wehrte dem übermütigen Feinde. Die Siege bei Wörth und
Spichern waren das blutige Vorspiel zu den gewaltigen
Kämpfen bei Metz. An der Saar hatte der Waffengang mit
der stolzen französischen Rheinarmee begonnen; an der
Mosel wurde ihr Schicksal wenige Tage darauf besiegelt.