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Sohae von Forbach her bis auf den alten Exereierplatz und liess
dort das »Kind von Frankreich» ein Geschütz abfeuern, Die Stelle ist
später durch den sogenannten »Lulu-Stem« bezeichnet worden. Vom
Triller her zogen bald die Franzosen in Menge in die Stadt und be¬
nahmen sich im ganzen artig, wenn auch ein gelegentliches ßeute-
machen nicht unterdrückt werden konnte. Am 8. August kam der
General Frossard in die Stadt. Die Bewohner Saarbrückens be¬
wiesen sich in jeder Beziehung als echte Deutsche und nötigten den
Feinden volle Achtung ab. Am 6. August früh waren die
Höhen wieder frei. Auf die Kunde von der Niederlage bei Weissen-
burg hatten sich die Franzosen eilig zurückgezogen, und es begannen
die Vorbereitungen zu dem ernsten Kampfe, der die beiden Orte
zu dauernden Erinnerungsstätten an eine grosse Zeit machen
sollte.
Gang durch die beiden Städte. Vom St. Johanner
Bahnhof, der durch grossartige Erweiterungen zu den be¬
deutenderen Bahnhöfen im südwestlichen Deutschland zählt,
durch die breite Reichsstrasse bergab; 1. vom Bahnhof die
Gebäude der Eisenbahn-Direktion, weiter abwärts r.
an der Ecke der Trierer Strasse das Gebäude der Berg¬
werks-Direktion mit der Bestimmung des schönen Baues
entsprechendem Schmucke. In der hier beginnenden Bahn-
hofsstr. die ersten Hotels. — Von hier nur wenige Minuten
zu dem Hafen mit seinen interessanten Ladevorrichtungeu.
Durch die erste Querstrasse, die Viktoriastrasse, gelangen
wir an die Saar, überschreiten diese auf der neuen Brücke
und belinden uns in Saarbrücken. Von der Brücke hübsche
Aussicht auf Malstatt-Burbach und auf das linke Saarufer.
Wir wandeln längs des Flusses durch die hübschen Louisen-
anlageu — 1. von der Fähre gegenüber das Landgericht —
bis zur Alten Brücke, dann durch die Brückenstr. hinauf
zum Platze am Schlossberge. Hier die Schlosskirche mit
Grabraälern der Fürsten von Nassau-Saarbrücken. Auf dem
nahen Schlossplätze das Schloss, jetzt Privatbesitz, gegen¬
über das Kreishaus und au der Ecke der Schloss¬
strasse das Rathaus, dessen Saal die grösste Sehenswürdig¬
keit in beiden Städten bildet. (Meldung auf dem Standes¬
amt im 1. Stockwerk, Eintrittsgeld 50Pfg.) Auf Anordnung
des Kaisers Wilhelm I. wurde dieser Saal zur Erinnerung
an die denkwürdigen Tage des Kriegsjahres 1870 (19. Juli
bis zum 9. August) von Anton v. Werner ¡nit herrlichen Gemälden
geschmückt. Auch die übrige Ausschmückung des Saales
wurde auf kaiserliche Rechnung ausgeführt. L. vom Ein¬
gänge die Begrüssung des Königs bei seinem Einzuge in die
Stadt, am 9. August, wenige Tage nach der Schlacht bei
Spichern. Der König hält im offenen Wagen auf der St.
Johanner Seite der Alten Brücke und wird von dem Bürger¬
meister Schraidtborn und den Vertretern der Stadt Saar¬
brücken begrüsst. Sämtliche Köpfe und Figuren dieses