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wegen Bauiälligkelt abgetragen werden. Der grosse Turm, der 6
Glocken trug, war bereits 1624 abgebrannt. Während des 30jährigen
Krieges wurden auch die Klosterräume zum Teil zerstört, dann
wieder aufgebaut, um 1737 einem grösseren, palastähnlichen Neubau
zu weichen, der noch nicht ganz vollendet war, als die französische
Revolution 1793 Abt und Mönche vertrieb. 1802 wurde die reiche
Abtei säkularisiert*). 1809 kaufte der Steingutfabrikant v. Boch die
Gebäude, richtete darin die Steingutfabrik ein, die dem Orte in
neuerer Zeit einen bedeutenden Aufschwung gegeben hat.
Von Mettlach aus sind zwei herrliche Punkte zu be¬
suchen, die zu den schönsten Landschaften in dem Saarthale
gehören, die Ruine Montclair und die Clöv, beide in der
Nähe der grossen Krümmung gelegen, welche die Saar von
Mettlach l‘/s Std. weit nach Nordwesten um einen bedeu¬
tenden Bergrücken macht. Ein Weg nach Montclair
fuhrt vom Q-asthof zur Saar in 10 Min. zum Pavillon mit
herrlicher Aussicht — im Sommer auch Restauration — und
von hier zur Ruine. Ein anderer zweigt von der Brücke
nach K e u c h i n g e n 1. ab, der am r. Saarufer die grosse
Schleife des Flusses beschreibt, die bei Mettlach beginnt und
bei Ponten-Besseringen — 8 km — endigt. В km weit
von Mettlach führt 1. ein bequemer Weg zur Ruine, zusammen
5 km. Oben eine Schutzhütte und eine überraschende Aussicht.
Die Burg Montclair, (Mons clarus), 324 m, wurde 1190 auf
den Trümmern det von Poppo zerstörten alten Burg Skiva erbaut.
Bis 1606 gehörte sie fünf verschiedenen dynastischen Familien, die
als Lehnsleute des Trierer Erzbischofs die Burg beherrschten, aber
sehr oft den Landfrieden brachen und plündernd in das Erzstift
einfielen. 1351 belagerte daher Kurfürst Balduin die durch Natur und
Kunst stark befestigte Burg vom 2. bis zum 22. Dezember. Das Felsen¬
nest war nur dadurch zu bezwingen, dass Balduin den Belagerten
das Trinkwasser abschnitt, indem er nach vieler Mühe und nach
vielen Felssprengungen die in einer Vorburg sprudelnde einzige
Quelle besetzte. Jakob von Montclair erhielt freien Abzug; seine
Burg liess der Kurfürst von Grund aus schleifen. Um einen festen
Stützpunkt an der Saar zu behalten, liess Balduin die nordwestlich
von der Saarkrümmung 1. gelegene Belagerungsburg, den Saar¬
stein, ausbauen, die bis 1439 bestanden hat. 1428 erhielt der Ritter
Arnold v. Sierck vom Erzbischof und vom Herzog Reinhard von
Lothringen (König René beider Sicilien) die Erlaubnis, den Burgberg
Montclair wieder zu bebauen. Von diesem Bau rühren die noch vor¬
handenen Ruinen her. Die jüngere Burg stellte ein kleines Festungs-
qnadrat dar, dessen Seiten durch vier Ecktürme bestrichen wurden.
Als Friedrich Wilhelm IV. 1855 den Burgberg besuchte, befahl er,
den weiteren Verfall der Ruine auf Staatskosten zu hindern. Später
ging die Ruine in den Besitz des Herrn v. Boch von Mettlach über,
der sie baulich sichern und durch Anlagen verschönern liess. Im
Sommer ist ein Wächter in der Nähe, der den Schlüssel hat. Einer
der Ecktürme ist zu besteigen und gestattet eine schöne Rundsicht.
Von der Ruine auf dem schmalen Bergrücken führen schöne
Waldungen nach Mettlach, 3 km, • und weiter nach Besseringen
*) Ausführliche Mitteilungen über die Abtei enthält das Buch
von Dr. Lager, Urkundliche Geschichte der Abtei Mett¬
lach, 1875. — Über die im Parke stehende alte romanische Kapelle
vergl. Coh ausen, der alte Turm zu Mettlach. 1871.