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anmutige Dorf hat 1600 Eiuw., eine Bürgermeisterei, Apo¬
theke, und ist weit berühmt durch die Steingut- und
Mosaikfabrik von Vülcroy u. £och, die 2000 Arbeiter be¬
schäftigt. Oft finden Konzerte der vortrefflichen Fabrikkapelle
statt. In der Steingutfabrik, deren Erzeugnisse sich durch
ihre Härte auszeichnen, werden Gebrauchsgeschirre und
Kunstgeräte hergestellt, in der Mosaikfabrik Badefliesen, die
Mettlacher Plättchen, Wandverkleidungen und Stiftmosaik.
Die Fabrikanlagen nehmen die ehemaligen Abteigebäude
ein, s. w. u. Doch ist der Besuch der Arbeitsräume nicht
gestattet mit Ausnahme der Musterzimmer, in denen Muster
von sämtlichen Erzeugnissen der Fabrik seit ihrer Gründung
(1810) und ihrer mannigfaltigen Darstellungsweise aufge¬
stellt sind'; sehenswert ist auch das keramische Museum*),
das zahlreiche Proben antiker und moderner Keramik der
verschiedensten Richtungen enthält. (In betreff des Besuchs
der beiden Räume wende man sich an den Pförtner.) Noch
mehr als die Fabrikanlagen und die Sammlungen sprechen
für die Tüchtigkeit der Leitung dieser Fabrik die grossartigen
Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter und Arbeiterinnen,
wie Speise-, Schlaf- und Krankenhäuser, Badeeinrichtungen
und Kinderbewahrschulen. Auf Wunsch wird der Einblick
in diese mustergültigen Anstalten gestattet. Der herrliche,
dem Besitzer der Fabrik gehörige Park mit grossen Fisch¬
teichen und einem beachtenswerten Springbrunnen ist
Fremden jeden Freitag zugänglich und besonders besuchens-
wert wegen der hergestellten Chorruine der Ludwinus-
kapelle, der Reste einer romanischen, später gotisch um¬
gestalteten Klosterkirche. Sehenswert ist auch die auf einem
schroff zur Saar abfallenden Felsvorsprunge von der Familie
v. Boch neu erbaute Ludwinuskapelle.
Dass Mettlach zur Römerzeit bewohnt war, beweist nicht nurderName,
der vom lat. Mediolacnm abgeleitet wird, (d. i. mitten im See gelegen,
bezieht sich auf den Umstand, dass der Ort sich ursprünglich zwischen
der Saar und einem sumpfigen, jetzt verschwundenen Weiher aus¬
breitete), sondern auch durch Reste römischer Bauten, die unter der
romanischen Kirche aufgedeckt wurden: einen Abzugsgraben, mehrere
Marmorplatten, eine Porphirplatte, die jetzt im Museum aufbewahrt
wird. Im Jahre 696 gründete der hl. Ludwinus ein Benediktiner¬
kloster, das er unter die Herrschaft der Trierer Bischöfe stellte. 200
Jahre später wurden die Äbte selbständiger. Die Abtei hat 1100 Jahre
bestanden und war eine Zierde des Ordens. Sie galt von jeher für
sehr reich. Von den ersten Bauten des hl. Ludwinus ist nichts er¬
halten geblieben. Gegen Ende des 10. Jahrh. baute der Abt Lioffln
nach dem Muster der Aachener Pfalz eine Kapelle; dies ist der noch
im Parke stehende, obenerwähnte Bau. Die gotischen Fenster stammen
aus dem 13. Jahrh. Die später erbaute Klosterkirche musste 1836
*) Vergl, dazu Jaennicke, das Mettlacher Museum, Mainz 1884.
Mosel- und Saarführer. 11