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durch die Sternstrasse gelangt. Früher war das Gebäude
Kurie des Dompropstes, zur Zeit der französischen Herr¬
schaft Mairie.
ri-Aui dem Domfreihof steht das Denkmal Kaiser Wilhelms I.,
von dem Regierungsbezirk Trier 1893 errichtet. Der Sockel
ist schwedischer Granit, die ihn tragenden Stufen Sienir
aus dem Odenwalde. Das Bronzestandbild stellt den Kaiser
in Feldherrn-Uniform dar und zeichnet sich durch würde¬
volle, erhabene Einfachheit aus. Der Schöpfer des Denk¬
mals ist Prof. F. v. Miller in München.
Auf der Ostseite des Platzes erhebt sich der Dom, wohl
die älteste Kirche Deutschlands, an der verschiedene Jahr¬
hunderte gebaut haben, nicht alle in dem ursprünglich vor¬
gezeichneten Stile. Betrachten wir erst das Aeussere des
ehrwürdigen Baues. Der an den Domfreihof grenzende Teil
mit der Apsis und den beiden mächtigen, ungleich hohen
Türmen, von denen der Hauptturm einen neuen, höheren
Helm erhalten soll, ist vom Erzbischof Poppo (f 1047) be¬
gonnen und von seinen Nachfolgern bis 1124 beendet. Er
ist im ältesten romanischen Stil erbaut und erinnert durch
seine Schlichtheit und durch die Formen der Gesimse und
Kapitäle an die Bauart der Porta nigra. Betreten wir, den
nördlichen Turm umgehend, die Windstrasse, so haben wir
den mittleren und ältesten Teil dos Domes vor uns, einen
römischen Bau, der wahrscheinlich unter Valentinian I.
(364—75) entstanden ist und als Basilika für Gerichtssitz¬
ungen gedient haben mag. Der Kundige erkennt ihn als
römischen Bau sofort an den sehr schmalen Ziegelschichteu,
die von breiten Mörtellagen und Sandsteinschichten durch¬
setzt sind. Als römische Gerichtshalle war der Bau durch
4 grosse Granitsäulen in 3 Schiffe geteilt. Als infolge der
Verlegung der Präfektur von Trier nach Arles (418) die
Halle unbenutzt stand, wandelten die Christen sie in eine
Kirche um. Bei den Einfällen der Franken zwischen 430
und 440 wurde die Kirche durch Feuer zerstört; die mäch¬
tigen Granitsäuleu wurden zum Teil zertrümmert. Ein 4 m
langes Stück der zerbrochenen Säulen liegt jetzt neben dem
Haupteingang und ist unter dem Namen „Domstein“ be¬
kannt. Bischof Nicetius Hess von 532 bis 561 durch ita¬
lienische Bauleute die Kirche wiederherstellen. Die . Nor¬
mannen zerstörten den Bau im 9. Jahrh. von neuem, worauf
er nur dürftig wieder ausgebessert wurde. Zu Anfang des
11. Jahrhunderts war die Kirche eine Ruine, in der unter
freiem Himmel Hirten ihre Herden weideten. Da begann
Erzbischof Poppo 1010 die schon erwähnte Wiederherstellung
und Erweiterung. Der Erzbischof Hillin fügte im 12. Jahr¬