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Blöcke, sowie nur der eine vollständige (westliche) Turm
verraten, dass der Bau unvollendet gehliehen ist; dennoch
macht er durch die drei Stockwerke, die breiten Gesimse,
die Bogenfenster, Pilaster und Halhsäulen einen grossartigen
Eindruck. Die untere Thorahteilung hatte an der südöstl.,
wie an der nordwestl. Seite einen eigenen Eingang und war
von den übrigen Teilen des Baues getrennt. Der Gang im
Zwischenhau nach der Landseite hatte auch den Zweck, dass
die Fallthüre oder die Gitter, womit die Thorhogen geschlossen
wurden, in die Höhe gehoben werden konnten. Erstürmte
der Feind wirklich den Eingang durch die Bogen, so kam
er in den 16 m langen und 7 m breiten Innenhof, das eigent¬
liche propugnacnlum, und geriet hier, da der Weg nach der
Stadtseite verrammelt war, und aus den oberen Stockwerken
sich alle Geschosse auf ihn entluden, in eine sehr gefährliche
Lage. An der West- und Ostseite sieht man noch die Stellen,
wo die römische Ringmauer anstiess, und auf der Westseite
die auf den Wall führende Thür. Die jetzt noch im Westen
sich fortsetzende Mauer rührt aus dem Mittelalter, steht je¬
doch auf römischen Fundamenten. Die Entstehungszeit des
Thores ist nach den neuesten Ausgrabungen mit ziemlicher
Sicherheit festgestellt, wahrscheinlich ist es um 300 n. Ohr.
gebaut worden.
An dem östlichen Turme sieht man oben einen steinernen
Ausbau. Hier wohnte in freiwilliger Abgeschiedenheit von
1028—1035 ein vom Sinai hergewanderter griechischer Mönch,
mit Namen Simeon; als dieser 1041 heilig gesprochen wurde,
wandelte der Erzbischof Poppo, zu Ehren des Heiligen das
Thor in eine Doppelkirche um, die bis 1794 bestanden hat.
Zur Vergrösserung derselben wurde später, wahrscheinlich
am Ende des 12. Jahrh. an der Ostseite die noch jetzt
stehende Apsis angebaut. Der untere Teil des Thores war
verschüttet. Zum ersten Stockwerk der Kirche für das Volk
führte eine breite Treppe von der Stadtseite her; eine schmale
Treppe führte zum obern Stockwerke der Kirche für
die Stiftsherren. Der Westturm war durch einen roma¬
nischen Turm geschmückt. Die Wände des inneren Hofes
lassen noch jetzt den ehemaligen kirchlichen Zweck des Baues
erkennen.
Schon Napoleon fasste den Gedanken der Freilegung des
alten Thores; doch erst unter preussischer Herrschaft i. J.
1817 kam der Plan zur Ausführung. Alle späteren Zuthaten
wurden mit Ausnahme der Apsis entfernt, 1876 auch der
untere Teil bis auf die römische Strassensohle hlossgeiegt,
weshalb das Thor wie alle römischen Bauten Triers in einer
Mulde liegt. Im Laufe der vielen Jahrhunderte haben Berg-