105
der Mosel bis Trier vor und verwüsteten es aufs fürchterlichste. Im
Vertrage zu Verdun, 848, fiel die Stadt mit dem Mosellande an Loth«
ringen. Durch Heinrich I. wurden die Trierischen Lande mit Deutsch¬
land vereinigt, zu dem es mit Ausnahme der Zeit von 1794—1815 stets
gehört bat.
Als einer der ersten christlichen Orte im römischen Gallien und
— bald nach 312 — als Sitz eines Bischofs gewann die Stadt auch
auf kirchlichem Gebiete ein bedeutendes Ansehen. Aus geringen An¬
fängen entwickelte sich allmählich das Erzstift. Doch herrschte
zwischen den Bürgern der Stadt und den Erzbischöfen nicht immer
Friede, da die letzteren sich weigerten, die Freiheiten und Rechte
der ersteren anzuerkennen. Unter dem bedeutenden Erzbischof Bal¬
duin, 1307—1354, dem Bruder Heinrichs VII., wurde das Erzstift zum
Kurfürstentum erhoben. Verschiedene deutsche Kaiser haben in den
Mauern des gastlichen Trier geweilt, so Friedrich Barbarossa und
Maximilian I. i. J. 1612.
1451 wurde in Trier eine Universität gegründet, die bis 1794
bestanden hat, und zwar indem jetzt von dem Landgericht benutzten
Gebäude am Justizpalast.
Im Jahre 1522 belagerte Franz von Sickin gen in seiner
Fehde mit dem Trierer Kurfürsten die Stadt, ohne sie einnehmen
zu können. Mehr Erfolg hatte 1552 der Markgraf Albrecht von
Brandenburg. Am meisten hatte die Stadt während des SOjäh-
rlgen Krieges und durch die Raubzüge Ludwigs XIV. zu leiden. 1676
waren die Franzosen im Besitze der Stadt und Hessen sich lange
von den Verbündeten nach der Schlacht an der Konzer Brücke
belagern. Das 18. Jahrhundert verlief zum Teil ruhig für die Bürger.
1786 verlegte der letzte Kurfürst seine Residenz von Trier nach
Coblenz. Seine schwankende, den Emigranten freundliche Gesinnung
gab den französ. Republikanern den Vorwand zum Einfalle in den
Kurstaat, und am 9. Aug. 1794 wurde die Stadt von den Franzosen
besetzt und blieb in ihrem Besitze bis 1816. 1800 wurde Trier die
Hauptstadt des Saar-Departements. Mit den übrigen Teilen der Rhein¬
lande kam 1815 der Kurstaat an Preussen.
Rundgang durch die Stadt. Verfolgen wir die
Strasse vom Hauptbahnhof längs der Pferdebahn, so stossen
wir an der ersten Biegung auf den bedeutendsten und best-
erhaltenen Bau aus der Römerzeit, auf die Porta nigra, auch
Simeons- oder Römerthor genannt. Die Grösse und die un¬
geheuren Massen wirken überwältigend, was durch die tief¬
graue Farbe des Ganzen, die auffallend von den anstossenden
Häuserreihen ahsticht, noch verstärkt wird. Wir haben vor
uns die Landseite des Thores, seine schönere Seite. Zwei
gewaltige, auf der uns zugekehrten Seite abgerundete Türme
schliessen einen quadratförmigen Mittelbau ein, in den zwei
grosse Thoröffnungeu führen. Als Yerteidignngsthor hat der
Bau in den verschiedenen Stockwerken Verhinduugsgänge.
Das Bauwerk ist 36 m lang, 21 m breit, 29,50 m hoch; die
Thorbogen haben eine Höhe von 7 m. Es ist aus ungeheuren
Quadern aus weissem Sandstein aufgeführt, die von der Zeit
allmählich geschwärzt sind. Die einzelnen Blöcke werden
nicht durch Mörtel, sondern durch eiserne Klammern zu-
sainmengehalteu, die zum Teil von einer spätem eisenbedürf-
tigen Zeit ansgebrochen wurden. Die nur wenig behauenen