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bedeutenden Weinbau mit einigen berühmten Lagen ; auf der Strasse
der Thalsohle eine sehr lohnende Wanderung bis Waldrach hin.
R. liegt oberhalb Ruwers Duisburg, urkundlich Thebestburg, jetzt
Landgut des Trierer Priesterseminars. Von hier bergauf nach Lon¬
guich, vergl. S. 91. Der nächste Ort r. ist Eitelsbach, mit
mustergültig gepflegten Weinbergen. Gegenüber liegt das Grünhaus,
L, jetzt dem Freiherrn von Stumm gehörig; der Rücken des Grüne¬
berges ist mit einer grossen trefflichen Weinpflanzung bedeckt, die
den berühmten Grünhäuser erzeugt. Neben dem Herrenhaus
deutliche Reste der römischen Wasserleitung. — Weiter aufwärts r.
Casel, grösseres Dorf mit bedeutendem Weinbau; in der Nähe in
einem Seitenthal Schieierbrüche. Von Casel bequemer Weg nach
Waldrach; Gasth. Tillmany ; Baach; hier der letzte Weinbau im
Ruwerthale. Oberhalb des Dorfes mündet die Riveris in die Ruwer.
Alle genannten Orte sind von Trier aus auf der Bahn bequem zu er¬
reichen, da alle Haltestellen haben.
Waldrach liegt 10 km von Trier. Auf der weiteren Strecke
der das Ruwerthal durchziehenden Hochwaldbahn ist zunächst
Sommerau, 14 km, bemerkenswert, mit Wasserfällen und der Ruine
eines Tempelherrenschlosses. —18 km Pluwig, Gasth. zum Pluwig er
Hammer. — 30 km Zerf; von hier führt ein Weg über die Höhe ins
Saarthal nach Saarburg s. w. u. — 53 ktn das Ende der Bahn bei
Hermeskeil. Von hier über Nonnenweiler nach Otzenhau¬
sen zu dem berühmten Ringwall, dem grössten und besterhaltenen
der Rheinlande.
Ruwer gegenüber liegt in der Ebene des iloseltbals das
uralte
Pfalzel (l.)> Name von Paiatiolum; Gasth. Joh. Oberhoff er ;
Chr. Cordei (an der Burg); A. Steinbach; W. Reis. Der statt¬
liche Flecken hat über 1500 Einw. Die schöne Lage des
Ortes übersieht man am besten von der ‘auf den Trümmern
der Burg gebauten Wirtschaft; die Obstgehege, der Fluss
mit der oberhalb des Dorfes über ihn führenden, zierlichen
Eisenbahnbrücke, der bewaldete Grüneberg, Ruwer mit den
hinter ihm aufsteigenden Obsthainennehmen sich sehr an¬
mutig aus; nach der andern Seite erblickt mau E h r a n g
und in der Thalecke das Quiuter Hüttenwerk.
Im Jahre 690 stiftete Adela, eine Tochter des Königs Dagobert II.,
ein Kloster, das durch Schenkungen später sehr reich wurde. Die
Reichtümer verleiteten indessen die Klosterinsassen zu unheiligem
Leben, weshalb der Erzbischof Poppo 60 Pfründen einzog und an
Kriegsleute zu Lehen gab. Sage von der Nonne, die für Poppo ein
Gewandstück anfertigte und diesem den Zauber beilegte, dass der,
der es trug, von unheiligen Begierden ergriffen wurde. Kurze Zeit
darauf hob Poppo das Kloster auf und verteilte die Nonnen auf
andere Klöster. — Die fränkischen Könige hatten in Pfalzel einen
Palast, das Paiatiolum, das mit dem Frankenreiche zerflei. Als der
Erzbischof Adalbero infolge eines Zerwürfnisses mit der Stadt Trier-
Pfalzel zu seiner Residenz erwählte, baute er auf den Trümmern des
fränkischen Palastes ein kurfürstliches Schloss, das 167ö von den
Franzosen zerstört wurde. Der Ort hatte wie Ehrang Stadtrechte.
1562 wurde Pfalzel von dem Markgrafen Albrecht vonBranden-
burg eingenommen undniedergebrannt. 1689 musste es das Geschick
Ehrangs teilen. Von der alten Ringmauer stehen noch an der Wasser
und an der Nordseite bedeutende Reste. Die alte Stiftskirche, eine
der ältesten Kirchen Deutschlands, dient jetzt zu Wirtschaftszwecken.
Im Orte bezeichnet mau ein mit Türmen versehenes Haus als das