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und Unterlaufe, und ihre Mündung ist au einer der schönsten
Erdenstellen. Sie entspricht dem Bilde einer lieblichen Jung¬
frau, als welche sie denn auch, seit die Deutschen ihre
Ufer bewohnen,.in Poesie und Kunst dargestellt worden ist.
Glückliche Übereinstimmung aller Teile ist das Merkmal
der Mosellandschaft. Sie enthält nichts, was den schönen Ge¬
samteindruck störte und beeinträchtigte. Immer vereinigen
sich Fluss und Umgebung, Natur und Kunst zu einer an¬
mutigen Gesamtwirkung. Das sanfte Gefalle, der fliessende
Spiegel des Stromes passt durchaus zu dem ganzen Bilde.
Der Fluss ist nicht so breit, dass die Wassermasse die reiz¬
volle Umgebung zurückdrängte und beherrschte, noch auch
so schmal, dass sein Wasserspiegel nicht sofort das Auge auf
sich zöge. In herrlichen Windungen fliesst der meist grün
schimmernde Strom dahin, dem Beschauer häufig das schöne
Bild eines von prächtigen Ufern eingeschlossenen Seees dar¬
bietend. Üppige Wiesen bilden die erste Einfassung; es folgen
schmälere oder breitere Fluren, mit Obstbäumen geschmückt,
durch welche die Kunststrasse sich schlängelt, und darüber
erhellen sich die kühn ansteigenden Abhänge. Sie begleiten
den Fluss in stetig wechselnden Farben. Hier die roten Wände
des Sandsteins, die hübsch zu der grünen Einfassung passen;
dort der graue Schieferfelseu, sich schroff an den Strom
dräug-end; dazwischen an der Sonnenseite die wohlgepflegten
Weinberge, je nach der Beschaffenheit des Geländes zusam¬
menhängende Flächen bildend, oder in vielen dem trotzigen
Felsen mühsam abgerungenen Terrassen vom Flusse hinan¬
steigend. Wo aber die Sonne auf den Abhängen nur flüchtig
weilt, oder wo die Steilheit den Anbau der Rebe nicht ge¬
stattet, ist der hohe Ufer hang mit Eichenschälholz bedeckt,
das mit seinem tiefen Grün einen wohlthuenden Gegensatz
zu dem helleren und durchsichtigen Grün der Weinberge bildet.
Über den Lohhecken und Weinbergen erhebt sich, das ent¬
zückende Bild gegen den blauen Himmel abschliessend, ein
kräftiger Buchen- oder Eichenwald. In diese prächtige Felsen¬
kette haben bald hier, bald dort grössere oder kleinere Bäche
im Laufe der Jahrtausende tiefe Furchen gegraben, die nun
als lachende Seiteuthäler, bewaldet oder zum Weinbau be¬
nutzt, dem Auge des Wanderers erfreuliche Ausblicke in das
nahe Gebirge gestatten. Wo sie in das Moselthal münden,
wurden meist in der Urzeit die ersten Niederlassungen ge¬
gründet, und jetzt noch erheben sich dort freundliche Ort¬
schaften, in Bauart und Ausschmückung durch Gartenanlagen
ganz zu dem lieblichen Bilde passend und den Eindruck ver¬
schönernd. Und um den Wanderer auch in anderer Weise
^ angenehm zu beschäftigen, erheben sich auf der steilen Ufer-