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Von Konstantins herrlicher Burg ist wenig erhalten ge¬
blieben. Die Reste des in der Nabe des alten Kirchhofs auf¬
gefundenen grossartigen Befestigungsbaues von 134 m Länge
und 118 m Breite mit 16 Rundtürraen rühren, wie die Alter¬
turaskundigen behaupten, nicht von der kaiserlichen Burg
her, sondern von einein Bau, der zum Schutze gegen die von
Osten heranstürmenden wilden Völker errichtet wurde. Die
Bausteine nahm man in der Not, wo man sie fand, und so
erklärt es sich, warum in die Grundmauern, die 1877—86
blossgelegt wurden, so viele Steine mit Bildhauerwerk aus
Grabdenkmälern eingebaut sind. Die Darstellungen beziehen
sich auf römisches Leben, u. a. auch auf den damals schon
blühenden Weinbau und Weinhandel. Die aufgefundenen
Bildhauerarbeiten sind nach Trier geschafft worden und
werdenjetztira Provinzialmuseura(s. w. u.)sorgfältig auf bewahrt.
Von Neuraagen aus öffnet sich der Weg in den Hochwald
nach zwei Punkten: im Thale der Trohn über Hunol¬
stein nach Morbach und weiter nach Kempfeld und zur
Wilden bürg, oder nach Thalfang und von hier zum
Erbeskopf, dem höchsten Punkte des Hochwaldes.
Die Mosel beginnt oberhalb Neumagens eine neue scharfe
Biegung. Auf der r. Seite sind auf eine weite Strecke wohl¬
gepflegte Weinberge. Am 1. Ufer folgt, von Obstbäumen
umgeben,
Trittenheim (1.), 1100 Einw., Gasth. bei Lorenz; Pet.
Fassian, 7 Betten, N. u. F. 1,20 M., M. 1 M., P. bei 5 bis
14 täg. Aufenth. 2,50 M. Geburtsort des gelehrten Abtes
Johannes Tritheraius, der 1502 dem Kurfürsten Joachim
von Brandenburg nach Berlin folgte und den Kurfürsten
veranlasste, die Universität zu Frankfurt a. d. Oder zu
gründen. Als Abt des Klosters zu St. Jakob starb Trithe-
mius 1516 zu Würzburg. In Trittenheim wird noch sein
Geburtshaus gezeigt. — Der hohe Bergrücken Trittenheim
gegenüber auf dem r. Ufer war von den Römern zur An¬
legung einer Strasse benutzt, der der Fahrweg zum grossen
Teil auch heute noch folgt.
Oberhalb Trittenheims nähert sich das Moselthal dem
nur durch einen niedrigen Bergsattel getrennten Trohnbach-
thal auf 600 m. Die östlich von dieser Stelle gelegene Höhe
ist der Kronenberg, 376 m, s/4 Std. von der Trittenheimer
Fähre entfernt. Nach einer weitverbreiteten Sage soll hier
Kaiser Konstantin, als er zum Kampfe gegen seinen Gegen¬
kaiser Maxentius zog, die Kreuzeserscheinung mit der In¬
schrift ,,iu hoc siguo vinces“ gehabt haben, die andere nach
Turin, noch andere auf eine Brücke bei Rom verlegen.