Einleitung.
Im weiten deutschen Lande
Zieht mancher Strom dahin ;
Von allen, die ich kannte,
Liegt einer mir im Sinn.
O Moselland, o selig Land!
Ihr grünen Berge, o Fluss und Thal,
Ich grüss’ euch von Herzen viel tausendmal!
Wem einmal vergönnt war, an den schönen Ufern der
Mosel zu weilen, der ist gern bereit, des Dichters warmen
Grass auch aus der Ferne immer wieder an den Moselstrand
zu senden. Kein Flussthal des deutschen Vaterlandes zeigt
so deutlich das Gepräge des Lieblichen und Anmutigen, so
viel idyllische Schönheit, wie das Moselthal. Der Lauf des
Flusses, seine Umgehung, die stetig wechselnden, doch immer
schönen Bilder, der Reichtum der sonnigen Gelände, die ein¬
ladenden Moseidörfer und ihre gemütlichen Bewohner: alles
vereinigt sich zu einem entzückenden Gesamtbilde, das den
Fremden einlädt, Fluss und Thal kennen zu lernen und in
der lieblichen Landschaft zu verweilen. Wer den Lauf der
Mosel auf der Karte verfolgt, setzt schon einen Teil der
Schönheiten voraus, die sie in Wirklichkeit darbietet. Von
der Quelle bis zur Mündung fliesst sie meist durch Hügel
oder Gebirgslandschaften, die durch ihre mässige Erhebung
und durch die schön geschwungenen Uferränder mit ihr in
reizvoller Übereinstimmung bleiben, ihre Reize jedoch be¬
deutend erhöhen, indem sie den Fluss zwingen, jene wunder¬
vollen Bogenlinien zu ziehen, die ihn vor allen Flüssen
Deutschlands auszeichnen. Hat nun schon jede Bogenlinie
vor der geraden Linie den Vorzug der Schönheit, so ge¬
winnt diese bei der Mosel ungemein durch den Reiz ihrer
Ufer. Überall schöne anmutige Formen, in stetem Wechsel
von Felskuppe und Felswand, von Hügel- und Bergkette,
von Wald und Weinberg, nirgends eine Einförmigkeit. Dia
Mosel teilt nicht das Schicksal anderer Ströme, deren Quelle
in grossartiger Umgehung sprudelt, deren Ünterlauf und
Mündung jedoch nichts von der Schönheit erkennen lassen,
die sie ira Anfänge begleitet, Bei der Mosel nimmt diese
stromabwärts zu. Die schönen Bilder drängen sich im Mittel-
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Mosel- und Saarführer.