Full text: Die Invasion der Franzosen in Saarbrücken im August 1870

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gutes Brod zu den billigsten Preisen verabreicht werden. 
Auch an vielen anderen gewerblichen Anstalten ist für die 
Familien der zu den Fahnen Einberufenen auf ähnliche 
edle und patriotische Weise Fürsorge getroffen worden. 
Lazarethe wurden schleunigst überall eingerichtet; 
Jedermann verstand den vollen Ernst der Zeit, in der 
wir lebten und die ganze Schwere der Pflichten, die 
an das deutsche Bürgcrthum herangetreten waren. 
Unterdessen nahmen die Vorpostenplänkeleien eine 
immer lebhaftere Gestalt an; die 40er Füsiliere schossen 
hie und da einen feindlichen Chasseur vom Pferde, die 
Franzosen knallten wie wahnsinnig herüber, ohne daß 
in den beiderseitigen Stellungen im großen Ganzen be¬ 
deutende Berändernngen wahrzunehmen gewesen wären. 
Am Vormittag des 1. August traf der comman- 
dirende General des 8. Armcecorps, General der In¬ 
fanterie, v. Goeben, hier ein, verweilte einige Stunden 
in Saarbrücken und setzte alsdann seine Weiterreise fort. 
Im Laufe des Nachmittags sind von 40er Füsilieren 
drei verdächtige Personen eingebracht worden. Der eine 
von ihnen war ein katholischer Geistlicher oder trug 
wenigstens das Gewand eines solchen, die anderen 
zwei waren Männer, welche bei ihrer Gefangennahme 
Frauenkleider trugen. 
Dem Fabrikanten und Gutsbesitzer Herrn Ed. 
Karcher dahier, welcher eine Fuhre auf sein Hofgut in 
Kleinblittersdorf schickte, sind beide Pferde vor dem 
Wagen niedergeschossen worden; das eine blieb auf der 
Stelle todt, das andere ward nur verwundet und der 
die Fuhre begleitende Knecht rettete nur mit großer 
Gefahr sein Leben. Das war für uns der erste Be¬ 
weis, wie die Franzosen das Privateigenthum achten!
	        
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