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gutes Brod zu den billigsten Preisen verabreicht werden.
Auch an vielen anderen gewerblichen Anstalten ist für die
Familien der zu den Fahnen Einberufenen auf ähnliche
edle und patriotische Weise Fürsorge getroffen worden.
Lazarethe wurden schleunigst überall eingerichtet;
Jedermann verstand den vollen Ernst der Zeit, in der
wir lebten und die ganze Schwere der Pflichten, die
an das deutsche Bürgcrthum herangetreten waren.
Unterdessen nahmen die Vorpostenplänkeleien eine
immer lebhaftere Gestalt an; die 40er Füsiliere schossen
hie und da einen feindlichen Chasseur vom Pferde, die
Franzosen knallten wie wahnsinnig herüber, ohne daß
in den beiderseitigen Stellungen im großen Ganzen be¬
deutende Berändernngen wahrzunehmen gewesen wären.
Am Vormittag des 1. August traf der comman-
dirende General des 8. Armcecorps, General der In¬
fanterie, v. Goeben, hier ein, verweilte einige Stunden
in Saarbrücken und setzte alsdann seine Weiterreise fort.
Im Laufe des Nachmittags sind von 40er Füsilieren
drei verdächtige Personen eingebracht worden. Der eine
von ihnen war ein katholischer Geistlicher oder trug
wenigstens das Gewand eines solchen, die anderen
zwei waren Männer, welche bei ihrer Gefangennahme
Frauenkleider trugen.
Dem Fabrikanten und Gutsbesitzer Herrn Ed.
Karcher dahier, welcher eine Fuhre auf sein Hofgut in
Kleinblittersdorf schickte, sind beide Pferde vor dem
Wagen niedergeschossen worden; das eine blieb auf der
Stelle todt, das andere ward nur verwundet und der
die Fuhre begleitende Knecht rettete nur mit großer
Gefahr sein Leben. Das war für uns der erste Be¬
weis, wie die Franzosen das Privateigenthum achten!