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IV. Das Naturwirkliche.
Die Untersuchung der Naturwirklichkeitsbegriffe wird sich
da sehr viel einfacher und kürzer gestalten lassen als die
Untersuchung der Begriffe, die im Reiche des Seelenwirkiichen
ihre ordnende Rolle spielen, ganz im Gegensatz zur Logik
oder Ordnungslehre als solcher.
Um mit demjenigen Begriff zu beginnen, der überhaupt
zur Setzung Natur geführt hat, mit dem Begriff werden also,
so wissen wir: das ist ein Ich-gesetzter, ein lch.-gehabter
Ordnungs Begriff, wie jeder andere. Ich habe den Ordnungs¬
begriff werden im Rahmen des Reiches mittelbarer, von mir
als gleichsam selbständig gemeinten Gegenstände, welches
Natur heißt, ich habe ihn z. B. in der besonderen Form
„Dieser Körper bewegt sich, erwärmt sich“ Das ist alles,
und ganz und gar nicht braucht Ich habe „Werden“
zu heissen, daß Ich „werdend“ habe. Ohne Rücksicht
auf Zeit, in der ich etwa stünde, schaue ich die Bedeutung
Zeit und alles, was damit zusammenhängt. Ich als Ich
werde ebensowenig, wenn ich werden in seiner Bedeutung
schaue, wie ich als Ich quadratisch bin, wenn ich die Be¬
deutung Quadrat schaue.
Damit ist erledigt, was auf den ersten Blick als be¬
sonders große Schwierigkeit erscheinen mag. Alles weitere
erledigt sich noch bedeutend einfacher; wohlverstanden, immer
mit Rücksicht auf die ordnende Bedeutung der einzelnen
Naturbegriffe als solcher, wenn sie einmal gehabt sind;
die Frage nach meinem „Erwerb“ der einzelnen Naturbegriffe,
die allgemeine Frage des Wissens-erwerbes also, ist
etwas anderes, von dem wir später reden werden, und über
das wir an dieser Stelle immerhin schon vorausschicken
wollen, daß hier erhebliche, aber auch durchaus überwindbare
Schwierigkeiten für unsere Lehre vom schlicht habenden Wesen
des Ich verborgen sind.