4. Form und Inhalt.
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von Definition, Urteil und Schluß» und Mathematik im Be¬
griff der allgemeinen Lehre von der Ordnung1) wieder
zusammen. Logik im engeren Sinne ist Beziehungs¬
lehre im Rahmen d er Beziehung Inhaltseinschluß oder
Mitselzen; Mathematik ist Beziehungslehre im Rah¬
men der Beziehung mehr2).
Aber wie nun steht es mit der eigentlichen Hauptfrage
der Lehre von der Form, „in welcher“ ein Inhalt „stehe“;
wie mit der Lehre vom „Alogischen“, das vom „Logischen“
tätig sozusagen umkleidet werde? Auch da scheint mir eine
Vermittlung zwischen Rickerts Lehre und meiner eigenen
wenigstens möglich zu sein, obwohl ich selbst keine Ver¬
anlassung finde, die Worte „Form“ und „Inhalt“ anzuwenden
oder gar von einem tätigen Anerkennen eines für sich
Bestehenden zu reden*).
-cy---
*) Wirklich neben der „allgemeinen* Ordnungslehre, von ihr
(freilich immer im Rahmen von „Ordnungslehre überhaupt“) durch eine
wahre Kluft getrennt, steht die Lehre von der Ordnung von Natur
und Seele. Hier nämlich handelt es sich um „mittelbare“, um „ge¬
meinte“ Gegenstände, wovon wir in Bälde im Text handeln werden.
8) Rickert (Logos 2, 1911, S. 44 f.) spricht von verschiedenen
„Medien“, innerhalb deren sich echte Logik (engeren Sinnes) und
Mathematik bewegten. Wenn er dann freilich meint, das echt-logische
Medium beträfe eigentlich nur „das Verhältnis, in dem das Eine zum
anderen steht“, so sagt das meines Erachtens deshalb nicht genug, weil
das Inhaltseinschluß-verhältnis doch sicherlich auch zur Rickertschen
„Logik“ gehört; ruht doch die ganze Syllogistik darauf, und die ist
doch wohl „Logik“. Später (S. 61) wird das Medium der Arithmetik
von Rickert als „homogen“ bezeichnet; damit soll wohl der Wahrheit
Ausdruck gegeben werden, daß Arithmetik ihre Gegenstände eben mar
als zählbare Etwasse, unbekümmert um ihr Dasein, faßt. Als Ausdruck
scheint uns das Wort „homogen* hier insofern bedenklich, als es zu
leicht den Gedanken an Stetigkeit erweckt — und an die kann gerade
das Denken überhaupt und deshalb sogar die Arithmetik nicht rest¬
los hinankommen (vgl. Ordnungslehre S. 105).
3) Von dem hier versteckt zugrunde liegenden platonischen Be¬
griffsrealismus („Wahre Sätze an sich“, „Werte“ etc.) reden wir noch
später.