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I. Einleitung.
Alle Philosophie muß als Ausgang den kritischen vor¬
läufigen Solipsismus nehmen ohne sich damit ver¬
pflichten zu wollen in ihm zu verbleiben. Der vorläufige
oder „methodische“ Solipsismus aber geht aus von einem Ur-
tatbestande, den es „gibt“, so wahr es Mich, oder besser
Ich „gibt“, von einem Urtatbestand oder Ursachver-
halt, der ganz und gar nicht, um mit Cartesius Zureden,
bezweifelbar ist1). Dieser Urtatbestand aber läßt sich fassen
in die Worte:
Ich habe hetvußt und zugleich meines Habens bewußt
eine geordnete Fülle des Etwas, Oder ganz kurz: Ich habe
bewußt geordnetes Etwas, wobei dann das Wörtchen „Ich“
das Ich habe Ich oder, anders gesagt, den Sachverhalt des
sogenannten „Selbst-bewußtseins“ mit einschließt.
Wir achten zunächst auf alles das, was unsere Formung
des Urtatbestandes nicht enthält. Sie enthält nicht die
Begriffe Hing, Substanz, Eigenschaft, „viele“ Iche oder Sub¬
jekte, Allgern eingültig keii, Bewußtsein überhaupt, überpersön¬
liches Ich usf.; sie enthält namentlich nicht den Begriff
Tätigkeit, zumal enthält sie ihn nicht in der Form denken
oder wollen.
„Ich“, „habe bewußt“ und „geordnetes Etwas“ sind des
Urtatbestandes schlichte drei Bestandteile; Bestandteile,
Die Besinnung auf den Ursachverhalt oder auch das Sich-
selbst-wissen des ürsachVerhaltes ist der (ganz kurze) erst© Teil der
Philosophie. Ich habe ihn in der 0. L. (S. 14) als „Selbstbesinnungs¬
lehre“ bezeichnet. Linke hat, meine ich, zu Unrecht diesen Namen
beanstandet (Grundfragen der Wahrnehmung sichre, 1918, S. 6). Übrigens
bleibt „Selbstbesinnung“ auch noch die Methode aller Logik (als
Lehre von den Ordnungsbedeutungen) und der phänomenologischen
Vorbereitung der Psychologie. In diesem Sinne ist sogar Phänomeno¬
logie oder Gegenstandslehre „Selbstbesinnungsiehre“. Selbstbesinnung
(=* „Schauen“) ist ihre „Methode“, soweit man von einer solchen reden
kann. Warum soll der Name nicht von der Methode kommen?