Full text: Wissen und Denken

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XI. Schluß. 
um den Begriff einer „Allgemeingültigkeit“ von Anfang an 
in absolutem Sinne sicherzustellen, und es gelingt doch nicht; 
„Evidenz“ bleibt trotz allem das einzige Kriterium aller 
Wissenssicherheit, und es bleibt dabei, daß ich, wenn ich 
Allgemeingültigkeit will, meinen Evidenzaussagen sozusagen 
glauben muß, es oleibt bei der Ich-Evidenz als dem Maß 
aller Dinge. Und auch vom Tun darf ich nur insofern reden, 
als Ich an das Tun meiner Seele, als an eine Quelle des 
Guten, glaube. 
Alle Bemühungen, mehr zu erreichen, sind von jeher 
gescheitert und müssen scheitern. Und Gewaltakte — (So¬ 
krates und Platon übten hier die ersten Gewaltakte mit 
ihrer Verabsolutierung der „Begriffe“) — nützen nichts, nicht 
einmal mit Rückwirkung auf das Subjekt, welches sie begeht. 
Philosophische Knoten dürfen eben nicht zerhauen werden; 
sie müssen gelöst werden oder, so schwer es auch zu tragen 
ist, Knoten bleiben. Ein gutes intellektuelles Gewissen aber 
ist der hohe Lohn aller intellektuellen Reinlichkeit. 
„Man arbeitet mit Voraussetzungen, z. B. daß Erkenntnis möglich 
ist“. S. 33 (Nr. 66) „Daß es gleiche Dinge, gleiche Fälle gibt, ist 
Grundfiktion schon beim Urteil, dann beim .Schließen“. XI 
S. 159 (Nr. 1) „Daß wir die Wahrheit nicht haben ist das Neu© an 
der modernen Philosophie.
	        
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