X. Metaphysik des Wissens.
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Wirken („Kausalität“) erscheint, und zwar mit
Rücksicht auf ein Bewahren alles Gehabten und
auf ein Verarbeiten alles Gehabten zu Einem Ge¬
ordneten,
Das alles ist eine unbezweifelbare Einsicht über das
Wirkliche, soweit es weiß, wenn der Begriff das Wirkliche
überhaupt zugelassen ist. Mehr als diese Einsicht über das
Wissen des Wirklichen ist nicht möglich1); nur Erwägungen
von Möglichkeiten möchten in einer vollständigen Metaphysik,
die zu schreiben an dieser Stelle ja nicht das Ziel ist, noch
zulässig sein. —
Man wird, vielleicht mit Verwunderung, bemerkt haben,
daß die Bestandteile Jc/i, habe und Ordnung aus dem Ursach-
verhalt in die wissensmetaphysische Aussage unverändert
hinübergenommen worden sind. Wissen nämlich ist nicht,
wie etwa Raum, „Erscheinung“ im eigentlichen Sinne, sondern
ist selbst wirklich. Das Ich habe Ordnung ist ja eben
urtatsächlich da; das also ist sicherlich wirklich, wenn
einmal der Begriff wirklich gesetzt wird. Oder anders: daß
das Ich habe Ordnung sich selbst als Ich habe Ordnung
„erscheint“, ist wirklich. Damit aber fällt für Wissen
der Begriff der „Erscheinung“ in sich zusammen: alles Etwas,
welches ich weiß, ist zwar Erscheinung, aber daß ich etwas
weiß ist mehr. Sagen wir dasselbe noch einmal auf Kan-
tische Art; Das Ich weiß etwas weiß sich selbst, „wie“ es ist.
Hier allein gibt „Erfahrung“ (im weitesten Sinne des Wortes)
') Es sei denn die in den Rahmen des allgemeinen Dualismus
gehörige Einsicht, daß Wissen dem Irrtum ausgesetzt ist. Es ist
nicht nur bruchstückhaft, insofern es das Gegenständliche nur teil¬
weise erfaßt und auch schon erfaßt Gewesenes wieder „vergißt“; es
kann auch geradezu gegenganzheitlich sein, das Subjekt kann Fal sch es
mit der Evidenz des Richtigseins haben (s, o. S. 67). Die weitere Ver¬
folgung dieses Gedankens liegt nicht im Rahmen dieser Schrift (siehe
WirklicfikeiUlehre S. 213 ff.).