2. Die Lehre der Schule,
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und eigentlich ist gar nicht schlicht Ich mit dem Worte „Ich“
gemeint, sondern etwas, an dem „Jedermann“ als Ich sozu¬
sagen Anteil hat, nämlich „Bewußtsein überhaupt“. Mit
diesen Zusätzen können wir uns nicht befreunden. Denn
wir vermissen eben hier, im allerersten Anfang des Philo-
sophierens, um den es sich denn doch handelt, die Beant¬
wortung der Fragen; Woher weiß man das Alles? Woher weiß
man, daß es „viele lebe“ gibt, daß in „Jedermann“ als einem
Ich Bewußtsein überhaupt sozusagen darinsteckt? Auf diese
Fragen wird eine Antwort nicht einmal versucht..
Es fehlt also unseres Erachtens in der Philosophie der
Schule die Besinnung auf die allerursprünglichsten
Tatbestände — (ich sage absichtlich nicht „Tatsachen“);
es fehlt die Grundlegung eines echten Anfanges der Philo¬
sophie als eines Anfangs, von dem eingesehen wird, daß er
allein Anfang sein kann und sein muß.
Vielzuviel wird ungeprüft an den Anfang gesetzt; lauter
Dinge, die nicht in ihrer Anfangsnatur erwiesen sind: teils
Begriffe einer theoretischen Psychologie als einer Sonder¬
wissenschaft, teils aber metaphysische Begriffe. „Sinnlichkeit“
and „Verstand“, ja, alle „Vermögen“ gehören zur ersten
Klasse von Begriffen; 'das „Bewußtsein überhaupt“ und
manches andere zür zweiten. Und als drittes Unerlaubtes
kommen Begriffe des naiven Realismus, des Standpunktes des
täglichen Lebens, dazu; der gänzlich unbesehene Begriff
denken als bewußtes Tun und die „vielen Iche“ oder „jeder¬
mann“ als ein Ich.
Sehen wir von diesen Alltagsbegriffen ab, obwohl ihre
unbesehene Anwendung freilich, wie sich zeigen wird, das
Allerbedenklichste an der Sache ist, so können wir mit Rück¬
sicht auf die psychologischen und metaphysischen Begriffe,
welche die Philosophie der Schule unbesehen im allerersten