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I. Einleitung.
Tun auch bei Aktivierung des Vermögens nicht in Frage;
denn aktuelle Sinnlichkeit bleibt Leiden.
Das auf Grund des Sinnlichkeitsvermögens passiv Er¬
littene wird also nach der herrschenden Meinung auf Grund
des Verstandesvermögens im Sinne eines bewußten Tuns zu
einem System, zu einer Ordnung verarbeitet. Ohne dieses
Verarbeitet werden wäre das Erlittene ein Chaos. Und, was
die Hauptsache ist, ich soll von mir selbst als dem die Ver¬
arbeitung tätig Leistenden wissen.
Woher hat man das alles?
Es ist sehr seltsam, daß das gar nicht gefragt, daß die
Schwere der Frage nach dem Ursprung des angeblichen
Wissens um ein bewußtes Tun gar nicht gesehen wird. Man
arbeitet mit den Begriffen „Vermögen“, „Rezeptivität“, „Spon¬
taneität“, als ob sich das alles von selbst verstünde. Das Wort
denken im Sinne eines bewußten Tuns tritt ohne jede Er¬
läuterung auf. Nur der Begriff „Verstand“ wird von Kant
definiert, und zwar ein bißchen gar zu oft und jedesmal etwas
anders. —
Und wer hat denn die von uns genannten Vermögen?
Wer verarbeitet auf Grund seines Verstandes als eines Ver¬
mögens den „rohen Stoff der Empfindungen“, wie es bei Kant
heißt, im Sinne eines bewußten Tuns denkend zur „Er¬
fahrung“ als zu einem wohlgeordneten Gefüge?
Ich tue das im Sinne eines bewußten Tuns, so wird uns
gesagt. Sehen wir vom Tun ab, so könnten wir uns, wie
sich zeigen wird, mit dem schlichten „Ich“ wohl befreunden.
Und wir könnten uns auch mit dem Zusatz befreunden, daß
das Ich nicht eine substantielle Seele als ein metaphysich
Wirkliches bedeuten solle, wenigstens nicht im allerersten
Anfang aller Philosophie, Aber nun kommen andere Zusätze
bei Kant: Es gibt viele Iche, „Jedermann“ ist ein Ich;