1. Die Vieldeutigkeit des Wortes „Wahrheit“. 105
metaphysisches Schauen ist, nämlich mit dem Tone „ Wirk¬
liches in Form von Erscheinung anzeigend“ versehen. Nur
in bezug auf das, was wissen meint, ist es anders, wovon noch
zu reden sein wird.
Diese unsere Auffassung der Metaphysik scheidet unsere
metaphysische Lehre von allen echt „intuitiven“ Metaphysiken,
z. B. auch derjenigen Bergsons. Wir „schauen“ also, von
den Bedeutungen wirklich und wissen abgesehen, nur im
Reiche des Ordnungshaften unmittelbar Besonderheiten und
setzen Wirklichkeitsbesonderheiten nur, insofern sie der Orund
für die Erscheinung als die Folge sein sollen, oder, besser
vielleicht, insofern wir — aber auch nur ordnungshaft! —
schauen, was wohl in einem vorliegenden Falle „Grund“ sein
könnte. Dieses Grundschauen geht aber — (vom Wissen
wiederum abgesehen) — nur im Rahmen allgemeiner Schema-
haftigkeit an; es arbeitet eigentlich nur mit dem Satz, daß
der Grund nie ärmer an Mannigfaltigkeit sein könne als
die Folge.
Soviel um grobe Mißverständnisse, die aus unserer Ver¬
wendung des Wortes Schaum entspringen könnten, fern zu
halten.
VII. Die „Wahrheit66 und ihre Kriterien.
1. Die Vieldeutigkeit des Wortes „Wahrheit“.
Es ist ein beliebter Einwand gegen den Solipsismus, auch
gegen den methodischen, vorläufigen Salipsismus, den wir für
den ersten Teil der Philosophie, für die Ordnungslehre im
weitesten Sinne, vertreten, daß in seinem Rahmen der Begriff
der Wahrheit in Nichts zerfalle. Es ist aber nicht schwer
diesen Einwand zurückzuweisen, und zwar dadurch, daß wir
zeigen, es sei für jeden philosophischen Standpunkt einer¬