mit der Kraft überlegener Verbindlichkeit ausgestat-
tet wurde dieses einheitliche Erkenntnis- und Wahr¬
heitsideal durch die Philosophie des Idealismus. Ihre
Hauptleistung und ihr Hauptmerkmal bestehen in der
Errichtung einer auf konstruktivem Wege gewonne¬
nen Einheitsidee. Dabei handelt es sich um eine dop¬
pelte Ausprägung dieser Idee. Tn einer Hinsicht be¬
deutet sie die reale Einheit des Seins: die metaphy¬
sisch-ontologische Gestalt der Einheitsidee; in anderer
Beziehung bedeutet sie den auf den Gedanken der
Systematik bezogenen inneren logisch-theoretischen
Zusammenhang des objektiv wahren Denkens: die lo¬
gisch-erkenntnistheoretische Form der Einheitsidee.
Wir haben hier nur die zweite, die logische, die theo¬
retische, die gedankliche Seite der Einheitsidee zu
beachten, da wir die ontologische Wendung bereits
berücksichtigt haben (S. 57 ff.).
Selbstverständlich können und müssen wir eine
für alle wissenschaftliche Arbeit überhaupt gültige
Wahrheitsidee auf stellen und anerkennen. Sie wäre
etwa folgendermaßen begrifflich zu bestimmen: Un¬
ter der Idee der Wissenschaft und unter dem Wesen
und der Wahrheit der wissenschaftlichen Arbeit ist
ein Erkenntniszusammenhang zu verstehen, der den
Charakter der systematischen Einheit und der gegen¬
ständlichen Gültigkeit besitzt. Diese Idee verbindet
mithin in sich die beiden Momente der formalen Not¬
wendigkeit und der Objektivität. 1 I
*) vgl. meine ..Erkenntnistheorie4* . Band II, S. 15 ff.,
28 ff., u. '6.
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