Full text: Die Krise des Idealismus

für die Entwicklung der Gemeinschaft besitzt. Nie¬ 
mals umfaßt und besitzt uns die Gemeinschaft ganz 
und gar. Wir tragen in uns unveräußerbare Vorbe¬ 
haltswerte und Vorbehallsgüter persönlicher, indivi¬ 
dueller Natur, die sich in keiner Weise in eine allge¬ 
meine, idealistisch geforderte und idealistisch und 
spekulativ konstruierte Einheit einfiigen, einspan¬ 
nen lassen. Ja, eine unvoreingenommene realistische 
Betrachtung des seelischen Sachverhaltes muß zu der 
Einsicht und Feststellung gelangen, daß gerade aus 
der — selbstverständlich nicht ausschließlichen — 
Pflege und Förderung dieser individuellen Gaben und 
Werte, bei deren Betätigung zunächst gar nicht an 
das allgemeine Wohl gedacht wird, dann doch auch 
die Gemeinschaft den größten Nutzen zieht. Deshalb 
also weg mit der von einem lebensfremden Idealismus 
aufgestellten und geforderten Einheit des Erlebens. 
Das Erleben ist vielfältiger Natur, und gerade darin 
zeigt es seine Größe und seine Schönheit. 
3. Die Einzel wissen schäften und 
der Idealismus. 
a) Die allgemeine Spannung zwischen ihnen. 
Die Tendenzen der Differenzierung und 
der Spezialisierung. 
Für die Entwicklung der Wissenschaften und für 
den Aufbau jeder Wissenschaft im besonderen 
scheint die feste Orientierung an einem als allgemein¬ 
gültig anerkannten Erkenntnis- und Wahrheitsideal 
von entscheidender Bedeutung zu sein. Geschaffen und 
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