der Nehmende und wer der Gebende ist, wollen
wir in dem vorliegenden Zusammenhang nicht ver¬
suchen. Für uns handelt es sich um eine unendli¬
che dialektische Verschlingung, deren einzelne Fäden
ganz vorsichtig nach Herkunft und Stärke zu unter¬
suchen wären.
Auf keinen Fall obwaltet eine einfache und ein¬
heitliche Formgebung, mag sie nun vom Menschen
oder von der Wirklichkeit der Natur und der Ge¬
schichte ausgehen. Eine solche Einheit, eine solche
Einfachheit und Einheitlichkeit werden ebenso sehr
von dem unüberschaubaren Reichtum menschlichen
Wollens und menschlichen Vorgehens, wie von der
spannungsvollen Vielheit von Kräften und Bewegun¬
gen in der Wirklichkeit selber unmöglich gemacht.
Fassen wir jene Fülle von der Seite des Menschen aus
ins Auge, so müssen wir einer gewaltig langen Reihe
verschiedenartigster Formungen entlang wandern, die
sich über alle Gebiete des menschlichen Tuns er¬
streckt. Eigentlich sind wir keinen Augenblick ohne
diese aktive Tätigkeit unbewußten oder bewußten For¬
mens, und der ganze ungeheure Prozeß der mensch¬
lichen und geschichtlichen Kultur beruht in sei¬
nem Prinzip und in seiner Geschichte auf dieser For¬
mung. Sie beginnt bei der unwillkürlichen und un¬
mittelbaren Arbeit der Gestaltung unserer intimsten
Gefühle und Erlebnisse zu Bildern, zu Vorstellungen
im Wachen und im Traum, bei der Formung unserer
Einfälle zu Gedanken, unserer Kenntnisse zu Erkennt¬
nissen usw., und sie endigt niemals, auch dann nicht,
wenn wir uns ganz in sich ruhenden, von unserem
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