hört, das W irkliche sei an sich Geist, dann überfällt
ihn das Gefühl, eigentlich nicht die angemessene Ant¬
wort erhalten zu haben. Es überschleicht ihn der
Verdacht einer Irreführung durch realitätsabgelegene
oder realitätsverachtende dialektische Konstruktio¬
nen. Es ist nur nötig, sich einmal vorurteilslos in
jenen seelisch-geistigen Zustand zu versetzen, aus dem
heraus die Frage nach dem Wesen der Wirklichkeit
aufgeworfen wird. Maßgebend für sie ist keineswegs
zunächst ein wissenschaftliches, ein theoretisches Inter¬
esse, sondern mindestens ebenso stark ein unmittel¬
bares und naives Verlangen nach Realität, ein Glaube
an sie, eine geheime Freude an ihr. Sie sind durch eine
gewisse Sorge und Angst um die Realität weniger beein¬
trächtigt und beunruhigt als genährt, und deshalb hal¬
ten sie nach Sicherungen für ihr Recht Umschau. Man
braucht nur an die Erscheinung des Todes zu denken,
um zu wissen, welche Sorgen um die Realität auftau¬
chen können. Lautet nun die Auskunft, die Wirk¬
lichkeit sei an sich Geist, so begegnet diese Antwort
zunächst keinem entsprechenden Verständnis oder
besser: der philosophisch nicht Geschulte hat von sei¬
nem, auf Erfassung der Realität gerichteten Willen
her den wie eine Bestürzung wirkenden Eindruck:
Das ist doch „eigentlich“ nicht die erwartete Antwort.
Denn wenn die Wirklichkeit im Grunde „nur“ Geist
ist, dann mangelt ihr eben der wirkliche Realitätswert,
ihr gebricht die Massivität des Seins als des obersten
und sichersten Wertes.
Welche Stellung nimmt also der in der Tiefe sei¬
nes Wesens realistisch gestimmte Mensch gegenüber
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