giöse Leben und Erleben die Führung itme. Dieser
Einfluß und dieser Wandel bewegen sich in der Haupt¬
sache immer innerhalb des riesigen Bogens und der
riesigen Ausschwingung, deren Pole durch den Gegen¬
satz zwischen einer mehr auf Autonomie und einer
mehr auf Autorität eingestellten Geistesart gekenn¬
zeichnet sind. Dieser Gegensatz deckt sich im gro¬
ßen und ganzen mit dem vorhin genannten Gegensatz
zwischen dem protestantischen und dem katholischen
Glauben und Philosophieren.
d) Aber noch ein viertes Motiv, das die Bedin¬
gung für den Ausbruch einer Krise in der Philosophie
darstellt, muß kurz gestreift werden. Es stammt
gleichsam nicht von außen, nicht von einer an die
Philosophie herangebrachten Forderung, sondern aus
ihr selber, aus ihrem Begriff und aus ihrer Aufgabe,
Dieser Begriff und diese Aufgabe beziehen sich auf
die Pflicht und auf die Notwendigkeit einer vollen
Erkenntnis der Realität und der Wahrheit. Das heißt:
Die Erkenntnis soll sowohl die Realität in ihrer gan¬
zen Wahrheit als auch die Wahrheit in ihrer ganzen
Realität zum Gegenstände haben und beide Probleme
bewältigen.
Was geschieht nun. wenn ein bestimmter Stand¬
punkt, wenn eine bestimmte Methode und eine be¬
stimmte Richtung in diesen Beziehungen versagen?
Sei es, daß diese Richtung von vornherein die Stel¬
lung der Probleme in dem angedeuteten Sinne als eine
über die strenge Wissenschaft hinausgehende Forde¬
rung ablehnen zu müssen glaubt, sei es, daß sie trotz
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