auch eine neue Methode de? Philosophieren^ gefor¬
dert und gegeben.
Weil sowohl in der Philosophie als auch in der
Religion Urerlebnisse sich offenbaren und nach For¬
mung und Gestaltung drängen, ist eine wechselseitige
Beeinflussung dieser beiden Geistesmächte und Gei¬
stesgebiete eine Selbstverständlichkeit, mögen sie
sich dann auch in der besonderen Art der Formung
jener Urerlebnisse noch so sehr voneinander unter¬
scheiden. Auf jeden Fall aber ergibt sich aus jenem
Wechselverhältnis der in seiner Wirklichkeit durch
keine Bestreitung zu verkleinernde Umstand, daß ein
Umschwung im religiösen Leben auch einen Um¬
schwung in der philosophischen Haltung und Denk¬
arbeit nach sich ziehen wird und muß. Dabei macht
es für die tatsächliche Lage und Gestaltung gar nichts
aus, ob diese Einwirkung der religiösen Stimmung auf
die Philosophie dem einen Philosophen lieb und wert
ist, oder ob sie von einem anderen Philosophen auf
Grund eines anderen Standpunktes geleugnet oder
versuchsmäßig ferngehalten oder unterdrückt wird.
Für die persönliche Arbeit und Leistung des betref¬
fenden Denkers mag ein solches Bemühen viel¬
leicht noch von Erfolg sein. Dabei wollen wir auf die
zahlreichen, gerade hier vorliegenden Selbsttäu¬
schungen nur im Vorübergehen hinweisen. Anders
ist es um die allgemeine Entwicklung der Philosophie
bestellt. Unvermeidlicherweise zeigt sie nicht bloß
gelegentliche, auch nicht bloß von der Persönlichkeit
und von der Gesinnungsweise der einzelnen Philo¬
sophen, von ihrer Einstellung zum Leben, von ihrem
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