dort, nicht bloß jetzt, sondern überhaupt und in
Wahrheit und eigentlich ist, zu bekommen. Und in
engster Verbindung damit will er eine Antwort auf
die ebenso brennende Frage erhalten, ob es denn nicht
bloß Teil- und Annäherungswahrheiten, sondern so
etwas wie die Wahrheit überhaupt gibt, und ob und
wie wir Menschen ihrer teilhaftig werden können. Die
Würde der Philosophie, ihr Ansehen und ihre Stel¬
lung innerhalb der Kultur hängen von der Art der
Auskunft auf diese Fragen ab. Denn weicht sie einer
angemessenen Antwort auf diese, aus metaphysischem
Bedürfnis und aus innersten seelischen Nöten hervor¬
gegangenen Fragen aus, dann erweist sie sich auch als
außerstande, die metaphysische Frage zu beantworten,
nämlich die nach dem Wert und Sinn der Realität und
der Wahrheit. Kann oder will sie aber nicht die Rea-
litäts- und die Wahrheitsfrage als solche in ihrem
ganzen geistig- seelisch- moralisch- weltanschaulichen,
also metaphysischen Vollgehalt und Schwergewicht
zulassen und sich mit ihnen nicht in diesem Sinne be¬
schäftigen, dann versagt sie auch vor der Antwort
nach dem Wert und Sinn des Daseins und der Wahr¬
heit. Ja, sie wird alsdann schon diese Fragen als das
Zeugnis einer intellektuellen Grenzüberschreitung und
als eine Angelegenheit, die eine wirklich „wissenschaft¬
liche“ Philosophie nichts anginge, ablehnen.
Welches aber ist die Folge einer solchen Einstel¬
lung und Haltung? Eine derartige Philosophie löst
das Gefühl der Enttäuschung aus. Und da die Men¬
schen sich nicht gern enttäuschen lassen, weil dieses
Gefühl sie bedrückt und ihren Lebensschwung behin¬
36