bestehen oder nicht, wird dann ganz verständlich, so¬
bald man die entscheidenden Motive für die Teil¬
nahme, für die Verpflichtung der Philosophie gegen¬
über den Problemen der Realität und Wahrheit von
Grund aus begreift. Es handelt sieh in der Haupt¬
sache um mindestens fünf Motivreihen.
a) Da ist zunächst ihre rein intellektuelle und
theoretische Teilnahme an jenen Problemen in ih¬
rem ungebrochenen und umfassenden Sinne. Denn
wodurch anders unterscheidet sich die Philosophie
von den Einzelwissenschaften als dadurch, daß diese
nur an Teilen, nur an Ausschnitten, fast nur an Split¬
tern dieser Probleme interessiert und tätig sind, wäh¬
rend jene, die Philosophie, die Frage der Realität und
die der Wahrheit in ihrer vollen Inhaltlichkeit auf-
nimmt? Tut sie das nicht, versteht sie diese Proble¬
me nur in einem spezialistischen Sinne, behandelt sie
sie z. B. bloß in einem erkenntnistheoretischen Sinne,
dann verengt und verfälscht sie die gebotene Univer¬
salität ihrer Fragestellung und ihrer Methode. Und
indem sie sich auf diese Weise zu einer Spezialwissen-
sehaft zusammenzieht, ruft sie als Philosophie da¬
mit notwendigerweise eine Krise über sich herbei.
b) Oder betrachten wir zweitens das „praktische4’
und das ethisch-weltanschauliche Motiv, das der Phi¬
losophie zur Voraussetzung dient, ln dem Menschen
arbeitet das unwiderstehliche Verlangen, von irgend-
wem eine volle und umfassende Auskunft auf die
Frage nach dem, was ist u. z. nicht bloß hier und
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