Full text: Die Krise des Idealismus

vollzogen wird. So macht er erst die Philosophie zu 
dem, was sie in geschichtlicher und in systematischer 
Hinsicht darstellt. Er schallt, er begründet, er recht¬ 
fertigt ihre Geltung, ihre Idee, und dadurch begrün¬ 
det und rechtfertigt er dann auch ihre tatsächliche 
Erscheinung und Stellung in unserem Leben und in 
dem Leben der Geschichte. 
Bei dieser Kennzeichnung und Würdigung des 
Idealismus bedeutet er für uns nicht bloß eine 
einzelne philosophische Richtung. Wir denken viel¬ 
mehr dabei an die Idee des Idealismus, an die Spon¬ 
taneität seines Wesens, die ihm die Möglichkeit ver¬ 
leiht, die Philosophie zu reiner Selbsterkenntnis zu 
bringen, die Vergeistigung alles ihres Inhaltes durch 
seine spekulative Erhebung in die Freiheit des Be¬ 
griffs vorzunehmen. Die schöpferische Kraft des 
Gedankens ist im Idealismus und durch den Idealis¬ 
mus Herr geworden aller außerphilosophischen Be¬ 
standteile. Und nun vermag das Denken sich in der 
Sphäre der Ideen zu bewegen. Und von dieser schöpfe¬ 
rischen, rein ideellen Selbständigkeit des Denkens 
gibt uns der Idealismus die philosophische Erkennt¬ 
nis. So steht er an der Spitze der Philosophie, an je¬ 
ner Stelle, an der die Philosophie sich in ihrer Idee 
selber erfaßt und in ihrer ideellen Unbedingtheit und 
Autonomie hervortritt. Was würde aus der mensch¬ 
lichen Geschichte, wenn sie die emportreibende Macht 
des Idealismus entbehren müßte? Welche Grund¬ 
lage, welchen Sinn hätten ohne ihn die Zukunft und 
der Glaube an die Zukunft, ohne die kein menschli¬ 
ches und menschenwürdiges Leben möglich ist? Idea¬ 
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