Abhängigkeit von den naturhaften und geschieht*
liehen Verhältnissen und Lagen. Mit den Fortschrit¬
ten der modernen Erkenntnis ist ein unaufhörlicher
Kampf gegen den alten Glauben an eine höhere Be¬
stimmung des Menschen und gegen den Glauben an
seine Freiheit hzw. gegen sein Freiheilsbewußtsein ver¬
bunden. Und sehr viel scheint von diesem Glauben
und von diesem Bewußtsein nicht übrig geblieben zu
sein. Eine merkwürdige und beunruhigende Entwick¬
lung. Es ist beinahe erstaunlich und nicht zu verstehen,
daß eich nicht irgendwo und nicht irgendwie eine ent¬
schiedene Auflehnung gegen diese Entwicklung ge¬
äußert hat. Fast ohne Abwehr ließ man die Wissen¬
schaft ihre einschneidende Arbeit einer ständigen Ver¬
minderung jenes Glaubens und Bewußtseins ver¬
richten.
Tn dieser geduldigen Hinnahme dessen, was die
Wissenschaften leisteten, zeigt sich die unzweideutige
Hochschätzung des Verstandes und des Rationalismus.
Schritt für Schritt nehmen die Nachweise der Bedingt¬
heit des Menschen zu. Schritt für Schritt scheinen
wir durch die Belange und Gesetze des Lebens und
durch alle Folgen aus diesen Belangen und Gesetzen
der Erde näher zu kommen und immer mehr an sie
gebunden zu werden. Schritt für Schritt vollzog sich
auch in unserer Gesinnung und in unserem Wissen
der entsprechende riesige Umschwung. Das Tor, das
den Ausblick in eine andere, in eine ewige Welt un¬
bedingter Werte und Ideen frei gegeben hatte, und das
uns durch den Idealismus geöffnet worden war, schloß
sich mehr und mehr.
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