beiden Teilnehmer so förderlich, so notwendig, daß
man nicht weiß, ob die Entwicklung der Kultur ihre
Beweggründe und Antriebe mehr der Entfaltung der
Kraft des Lebens oder mehr der Entfaltung der Kraft
der Form verdankt.
Damit haben wir ein weiteres Stück aus der Philo¬
sophie des Idealismus kurz gekennzeichnet, nämlich
die allgemeinsten Züge der idealistischen Ästhetik,
ihr Grundgedanke besteht nicht bloß in der Hervor¬
hebung der Idealität der Form, die ihren Ursprung in
der unendlichen Schöpfungskraft des vernünftigen
Geistes hat. sondern zugleich in der energischen Beto¬
nung der Universalität des Formgedankens und der
Universalität des Wertes der Form. Von der Form her
empfängt das Gegebene, so lehrt die idealistische
Ästhetik, den Wert des Schönen, der, da er dieselbe
Quelle wie der Wert der Wahrheit und des Guten hat.
nun auch mit dem Wahren und dem Guten in innig¬
ster Gemeinschaft steht. Keine Wahrheit und kein
Gutes ohne die Wahrheit der Form und ohne das
Gute der Form.
4) Unter dem umschaffenden Einfluß der Ver¬
nunft entschwindet die Dumpfheit des Gegebenen. De>-
Geist erfüllt es mit seinen Werten. Welches ist der tief¬
ste Sinn und das höchste Ziel dieses schlechthin unver¬
gleichlichen Umgestaltungsprozesses? Immer mehr
und mehr wird die bloße Erscheinung ihrer nichtigen
Tatsächlichkeit entkleidet. Sie gelangt kraft des Gei¬
stes in eine immer höhere, reinere, erhabenere Wert¬
schicht; sie wird immer mehr und mehr einer höhe¬
ren Wertwelt eingeordnet. Das aber heißt nichts an¬
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