offenbaren Widerspruch zu der tatsächlichen Man¬
nigfaltigkeit und Weite der philosophischen Bemü¬
hungen? Verengt sie nicht künstlich und gewaltsam
den Umfang des riesigen Feldes, auf dessen frei aus¬
ladender Fläche sich eine viel größere Verschieden¬
artigkeit philosophischer Bestrebungen und Richtun¬
gen zeigt, als unser Bericht erkennen läßt? Und dann
der zweite Einwand. Wir vertreten mit unseren Aus¬
führungen den Standpunkt des Idealismus und tun
es mit der Behauptung und dem Anspruch, dadurch
überhaupt die eigentliche Idee und den eigentlichen
Sinn der Philosophie in ihrer höchsten Geltung zu
vertreten. Bedeutet das nicht ebenfalls eine zu enge
standpunktliche Festlegung? Zumal dann, wenn es
sich darum handelt, sich nicht bloß für eine beson¬
dere philosophische Gedankenreihe, und sei diese
von noch so eindringlicher und eindrucksvoller Frucht¬
barkeit, sondern für die Philosophie überhaupt ein¬
zusetzen.
Was nun den ersten Einwand betrifft, so bewegt
sich der philosophische Geisteskampf, wenn wir von
allen Einzelausprägungen und von gelegentlichen, ih¬
rem Werte nach untergeordneten Entwicklungen ab-
sehen und nur seine innersten metaphysischen Vor¬
aussetzungen beachten, in der Tat in jener Grund¬
spannung, die aus dem Gegensatz von Realismus und
Idealismus aufsteigt. Es ist nicht schwer, diese Be¬
hauptung zu rechtfertigen. Jener Gegensatz nämlich
stellt nichts anderes dar als den klaren Ausdruck für
die schöpferische Dialektik in dem Wesen des mensch¬
lichen Geistes. Wenn der Geist sein Wesen aus¬
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