Full text: Die Krise des Idealismus

ihnen walten und wirken sämtliche schöpferischen 
Kräfte des zur Wert Verleihung befähigten und Werte 
erzeugenden Logos und Eros und Ethos. 
Dieser Auffassung und Bestimmung des Wesens 
der Ideen entspricht die Dialektik und Universalität 
des platonischen Idealismus. Er vereinigt in sich alle 
idealistischen Einzelrichtungen, den idealistischen Ra¬ 
tionalismus ebenso wie den idealistischen Ethizismus. 
den idealistischen Ästhetizismus ebenso wie den idea¬ 
listischen Zug in der Philosophie der Religion. Wenn 
nach Plato die Eigenart des Philosophen darin be¬ 
steht, sich mit den Menschen und den Dingen nicht 
eines äußeren Vorteils wegen zu beschäftigen, son¬ 
dern sie in reiner Theorie aufzunehmen und die Er¬ 
kenntnis um der Erkenntnis willen zu treiben, so be¬ 
deutet der Begriff der Theorie bei ihm doch eine 
höchst universale Haltung. Durch sie unterscheidet 
sich der wahre Philosoph von dem Durchschnittsmen¬ 
schen. Sie ist ferner dem mehr theoretisch-rationa¬ 
len Schauen der modernen Phänomenologie ebenso 
überlegen, wie Plalos Begriff der Erkenntnis der bloß 
formalen, vorherrschend rationalen und logischen Aus¬ 
bildung und Gestalt des phänomenologischen Begrif¬ 
fes der Erkenntnis überlegen ist. Niemals betrachtet 
Plato seine Arbeit mit der reinen Schau und der rei¬ 
nen Beschreibung der Phänomene und mit der Er¬ 
schließung neuer Phänoraengruppen und Phänomen* 
bereiche beendet. Thm genügt es nicht, nur einen 
offenen Blick und eine „objektive“ Würdigung der 
Wahrnehmungen zu gewinnen. Eine solche, in sich 
geschlossene Betrachtung würde ihm überhaupt des 
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