würde sich aber auch die dem Idealismus nachgeeagle
Krise als ein ihm für seine Entwicklung notwendiges
und fruchtbares Moment erweisen. Und von der Be¬
zeichnung „Krise“ fiele jeder tadelnde Nebengedanke
weg. Eine solche Reinigung und Wendung des Begriffes
der K rise würde auch ihrer positiven und unentbehr¬
lichen Leistung für die Kultur entsprechen.
Diese positive Bedeutung und Leistung der Krise
besitzt ihre Wurzel in dem Geiste des Idealismus. In
seiner Kraft und in seiner Freiheit, nämlich darin, das
Wagnis der Krise aus sich heraus entstehen zu lassen
und sich in dieses Wagnis zu begeben, ruht nicht in
letzter Linie die Überlegenheit seines Rechtes und sei¬
ner Geltung.
4. Der neue Dogmatismus.
Der Realismus, ganz gleich in welchen Formen er
auftreten mag, steht niemals vor oder in der Situa¬
tion der Krise. Er befindet sich in einem ungleich ge¬
sicherteren Zustand als der Idealismus. Diese Be¬
hauptung erweckt zwei Fragen. Erstens: Was ist unter
diesem gesicherten Zustand zu verstehen? Wie ist er
begründet? Zweitens: Gereicht er dem Realismus ge¬
rade unter philosophischem Gesichtspunkte auf jeden
Fall zur Empfehlung?
a) Was die erste Frage betrifft, so rufe man sich
die eigentümliche Orientierung des Realismus an dem
Begriff des Seins, der Existenz, der Gegebenheit u. dgl.
ins Gedächtnis. Es handelt sich nicht um die kritische
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