nicht bloß des philosophischen Wertes einer philoso¬
phischen Bewegung, sondern zugleich das Kriterium
für die Erkenntnis des Umfanges und der Qualität,
in denen eine solche Bewegung die Idee der Philo¬
sophie aufnimmt und zu verwirklichen sucht. Genau
ebenso wie der Aristotelismus einen Teil und einen
Zug, allerdings einen sehr wertvollen und berechtigten
Zug, innerhalb der Universalität des Platonismus dar¬
stellt, so stellt auch die Wendung zum Realismus und
zur Phänomenologie nur einen Teil und einen Zug
innerhalb der Universalität der dialektischen Philo¬
sophie dar. Schon die Zurückhaltung der Phänome¬
nologie gegenüber der Metaphysik, aber nicht weniger
der beachtenswerte Umstand, daß sic keine normati¬
ve Ethik entwickelt hat bzw. zu entwickeln sich be¬
müht, verraten den spezialistischen Zug in dieser Art
des Philosophierens, Auch sie ist nur ein Ast oder
nur ein Zweig an dem Ur- und Riesenstamm der Dia¬
lektik Platos.
Keineswegs soll durch diese Kennzeichnung ihr
zweifellos vorhandener Wert verkleinert werden. Die¬
se Kennzeichnung dient nur der Aufgabe und Absicht,
das Wesen und den W;ert dieser Wendung zur Phä¬
nomenologie innerhalb der allumfassenden Entwick¬
lung des Platonismus zu beleuchten. Und aus unseren
Darlegungen dürfte sich nun auch die Voraussetzung
für eine Kritik der Behauptung ergeben, »laß der mo¬
derne Realismus eine Krise über den Idealismus her¬
aufbeschworen habe. Die moderne realistische Phäno¬
menologie ist ja nur ein Moment in der schöpferischen
Selbstentwicklung des Idealismus Platos. Diese Ent¬
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