nimmt auch die Stellung einer geschichtlichen Füh¬
rerin ein.
Dieser iibertheoretische Zug, dieser praktische
Wille und Druck des Philosophieren» gelangt in der
unantastbaren, in der heiligen und dabei selbstver¬
ständlichen Freiheit zur Kritik und in der Freiheit
der Kritik an allem, was der Philosophie sich darbie¬
tet, zu überzeugendem Ausdruck. Ohne die mora¬
lische Entschlossenheit zu dieser Kritik und ohne die
Fähigkeit zu ihrer Durchführung würde die Philo¬
sophie zu einer gedanklich, zu einer menschlich und
zu einer geschichtlich belanglosen Angelegenheit ver¬
armen und herabsinken. Sie bliebe nur Darstellung,
sie würde nie Forderung. Besonders offenbart und
bewahrheitet sich aber der Sinn des Idealismus in
dieser sittlichen Freiheit zur Kritik sowie in der Frei¬
heit überhaupt.
Aus diesem Grunde würde es auch dem Wesen
der Philosophie, in erster Linie aber dem Wesen des
Idealismus widersprechen, wollten wir unserer Dar¬
stellung lediglich das Gepräge und die Farbe eines
begrifflichen und theoretischen Berichtes geben. Um
zwischen unserem Gegenstände und dem Verfahren
seiner Behandlung die gebotene Eintracht nicht zu
verletzen, sprechen wir hier aus dem Geiste der Phi¬
losophie heraus über den Idealismus, unterziehen
wir die gegen ihn erhobenen Bedenken einer philo¬
sophischen Bewertung, prüfen wir sein — unerschüt¬
terliches — Recht unter dem Gesichtspunkt der Phi¬
losophie. Zugleich aber ist unsere Schrift selber wc-
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