Kapiteln uns bemühten, den einzelnen Angriffen ge¬
recht zu werden, die von seiner Seite aus gegen den
Idealismus erfolgen, so muß uns unser Streben nach
Objektivität und Gerechtigkeit auch weiterführen zu
einem ruhigen Verständnis für den allgemeinen
geistesgeschichtlichen Wert und für die zweifellose
Kulturbedeutung, die dem Realismus nachweisbar ei¬
gen sind. Gerade weil wir seine Schwächen se¬
hen und seinen Vorstößen gegen den Idealismus
nicht diejenige Erfolgskraft beimessen, die er selber
ihnen zuschreibt, ist uns seine gerechte Würdigung ein
Gebot. Vielleicht bedeutet es eine Folge unserer idea¬
listischen Einstellung, wenn wir dem Realismus, den
wir jetzt in seiner Gesamtheit und als Gesamterschei¬
nung ins Auge fassen, ganz unbefangen entgegentreten
und ihn in seiner fruchtbaren Tatsächlichkeit und tat¬
sächlichen Fruchtbarkeit verstehen und würdigen. Es
kann ira Geistesleben kaum etwas Verkehrteres geben
als vorschnelle Urteile über das Wesen und den Wert
derjenigen Kräfte und Strömungen, die in ihm nun
doch einmal eine positive Rolle spielen. Und wenn
derartige Urteile sich gar zu den so beliebten „Wider¬
legungen“ steigern, so ist es leicht, ihre relative Wir¬
kungslosigkeit nachzuweisen. Solche Widerlegungen
pflegen den Rahmen und die Geltung akademischer
Unterhaltungen nicht zu überschreiten. Ihrem Gegen¬
stand schaden ihre Pfeile kaum etwas, natürlich vor¬
ausgesetzt, daß in ihm eine wirkliche Lebenskraft und
eine sinnhafte Notwendigkeit anzutreffen sind. Der
Realismus aber entbehrt weder der einen noch der an¬
deren.
150