den Erscheinungen, ist der ihm eigentümliche und
wertvolle Zug des Ernstnehmens der Erscheinungen *).
Der wissenschaftliche Ausdruck für dieses Verhalten
ruht in der für den Realismus so oft charakteristischen
empirischen Methode. Das heißt: Es waltet die Ab¬
sicht, ja, es wird als eine unumgängliche Pflicht emp¬
funden, sich zuerst einmal an dasjenige zu halten, was
uns in unserer Erfahrung und als Erfahrung gegeben
ist. Einen realistisch gerichteten und realistisch ge¬
stimmten Menschen bedrückt die Beschränkung seines
Forschens und Wissens auf den Kreis erfahrungs¬
mäßig gegebener Erscheinungen der äußeren oder der
inneren Welt nicht weiter. Darin kommen zunächst
noch keine bequeme Zufriedenheit, auch kein Mangel
an freier schöpferischer Spekulation und Konstruktion
zum Ausdruck. Die Erscheinungen scheinen ja an sich
allen Hoffnungen der Erkenntnis eine so ausbeuterei¬
che Verwirklichung zu gewähren, daß es dem Realis¬
mus ein Zeichen der Unweisheit und der intellektuel¬
len Unmäßigkeit, ja das Zeugnis eines unkritischen
und unsoliden Schwärmertums bedeutet, wenn das
l) Es gehört nicht zum Plan des vorliegenden Buches, alle
Seiten des Realismus genauer zu beleuchten. Wir beschäftigen
uns hier mit dem Realismus nur insoweit, als es erforderlich ist,
um sein Wesen und Wollen von dem des Idealismus abzugren¬
zen, und um diese beiden Weltansehauungstypen möglichst klar
erkennen zu lassen. Jene genauere Beleuchtung habe ich zu
geben versucht a) in meiner „Erkenntnistheorie“, Band II, S. 136
und 138 ff„ b) besonders aber und in ziemlich eingehender
Darstellung in meiner kürzlich erschienenen „Philosophie des
Unterrichts“ S. 178ff. und S. 182—187 u. ö.
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