lichkeit hafteten trotz aller ihrer Auflockerung und
Relativierung besonders durch den Empirismus der
englischen Philosophie (Locke, Hume, j. St. Mill)
noch immer Reste mathematischer Züge an. Bei der
Beibehaltung dieser — älteren, der sogenannten
klassischen — Naturauffassnng, die ihre Grundle¬
gung in der mathematischen Raum-, in der mathe¬
matischen Zeit-, in der mathematischen Kausali¬
tätsvorstellung besaß, bedurfte es eigentlich gar
nicht so sehr der unaufhörlichen und geduldigen
\ehtsamkeit auf das tatsächliche Geschehen, Denn
die alte Naturwissenschaft glaubte oder wußte sich
in der Lage, mittels jener mathematischen Ge¬
dankenformen von vornherein eine Erkenntnis des
wirklichen Verlaufes der Vorgänge zu besitzen, sie
•lern Prinzip nach von Anfang an zu kennen und vor-
ausherechnen zu können. So spannte die ältere Auf¬
fassung ein festes, denkbar weitausgebreitetes Netz
von Begriffen aus, das, selbst wenn es nur aus „Hypo¬
thesen“ oder aus „Fiktionen“ gewoben war, doch als
Ganzes bei seiner Anwendung einem bindenden Sy¬
stem dogmatischer Festlegungen glich. Unter seinem
Druck und Halt vermochte sich die Naturbeobachtung
nicht in uneingeschränkter Freiheit dem tatsächlichen
Geschehen anzuschmiegen. Denn in ihre gedank¬
lichen Voraussetzungen waren zwei, nun doch nicht
ganz und gar vorurteilslose Grundauffassungeu und
Grundforderungen eingebaut, die nämlich, daß die
Natur eine Einheit und daß sie streng objektiv und in
schlechthin unbedingt gültiger Weise erkennbar sei.
Vor allem waren es die Strahlungserscheinungen
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