nicht bloß auf die Verwirklichung der sinnlichen, auf
irdisches Glück und Wohlergehen und auf soziale
Besserung gerichteten Wünsche, sondern er gilt in
erster Linie der sittlichen Veredelung der Menschen¬
natur durch Erfüllung seiner Pflicht, er gilt der Ge¬
winnung und Hochhaltung der moralischen Würde
im Kantisch-Fichteschen Sinne.
Allerdings verlieren von da an jene idealistischen
Züge immer mehr ihre Geltung, während die realisti¬
schen Einschläge zunehmen. Diese Entwicklung
steht in Übereinstimmung mit dem ansteigenden all¬
gemeinen Realismus nach dem Hinscheiden Hegels
(1831) und mit der außerordentlich intensiven Erwei¬
terung des Erfahrungsfcldes und seiner vertausend¬
fachten Beachtung. Die Pädagogen des 18. Jahrhun¬
derts huldigten einer mystisch-romantischen Verherr¬
lichung des Kindes; sie waren inbezug auf die Ent¬
wicklungsfähigkeiten des Kindes von einem grenzen¬
losen Optimismus erfüllt. Und von dieser Beurtei¬
lung aus erhoben sie den Glauben an die Erreichung
eines mindestens moralischen Vollkommenheitszu-
slandes zum Hauptmotiv ihrer Tätigkeit. Im Gegen¬
satz dazu trat von dem zweiten Drittel des 19. Jahr¬
hunderts an die Beachtung des Kindes in seinem tat¬
sächlichen Wesen und Verhalten immer mehr in den
Vordergrund. Die biologische Erforschung der kör¬
perlichen Beschaffenheit des Kindes, die psychologi¬
sche Untersuchung seines Innenlebens, die soziologi¬
sche Erforschung der gesellschaftlichen Umstände, un¬
ter denen es aufwächst, führten natürlicher- und be¬
greiflicherweise zu einer „Desillusionierung der päda-
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