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Das Problem der Kunst.
außerhalb des Lebens, sondern in ihm ist, sie kann auch keine
Philosophie sein, die beanspruchen darf, wie die Religion, wie die
Kunst, wie das lebendige Tun Anteil am Leben zu haben.
Eine Pseudophilosophie wie die, die sich als Methodologie be¬
zeichnet und so verurteilt ist, als Philosophie für alle Ewigkeit vor
den Toren zu stehen, nennt man intellektualistisch, indem man
dem Wort Intellekt eine minderwertige Bedeutung beimißt, als
derjenigen Fähigkeit des Denkens, die, eben weil sie theoretisch,
die gesamte denkbare Wirklichkeit, d. h. alles voraussetzt. In der
Unmöglichkeit, etwas hervorzubringen, bleibt sie außen, denn im
Leeren kann man nichts hervorbringen. Der Empirismus, auf den
wir in der bisher erörterten Philosophie hingewiesen haben, ist
eine Folge ihres intellektualistischen Charakters. Sie mag sich da¬
her idealistische Philosophie nennen, aber sie ist es nicht. Auf dem
Boden des Empirismus selbst ist sie im Vergleich zu andern
empiristischen Lehren sicherlich eine Form des Idealismus; denn
sie setzt keine andere Wirklichkeit als die geistige voraus. Aber
der Begriff, den sie von dieser geistigen Wirklichkeit hat, ist selbst
empirisch und daher naturalistisch. Und sie offenbart diese ihre
Natur, wenn man von der intellektualistischen Betrachtung der als
Technik oder Methodologie verstandenen Philosophie sich zu der
eigentlichen Betrachtung der Philosophie erhebt, die nicht mehr der
Gedanke (das Leere) der Wirklichkeit, sondern die denkende
Wirklichkeit selbst oder die Wirklichkeit als Gedanke ist. Sie ist,
mit einem Worte, der Idealismus des empirischen, nicht der Idealis¬
mus des philosophischen Denkens.
III.
Das philosophische Problem.
1.
Unterschiedenheit und Einheit der Formen
des Geistes.
Das Problem der Kunst kann, wie wir gezeigt haben, nur in der
Philosophie aufgestellt werden, nur dort seine Lösung finden. Das
ist nicht eine großsprecherische Behauptung, wie es beim ersten
Anblick erscheinen könnte, wenn man die Philosophie, wie das
gewöhnlich geschieht, gleichsam als das oberste Stockwerk des Ge¬
bäudes ansieht, das der Gedanke errichtet und immer wieder von