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Das Problem der Kunst.
mehr jenen Frieden, jene Selbstberuhigung, die ihre Haltung ver¬
liert, sobald die Spur eigener Begrenztheit oder der Gegenwart
von irgend etwas Außenstehendem, das unserer Existenz nicht
günstig sei, sondern sie benachteiligen und bedrohen könnte, auf¬
tauchte.
Hier ist die Wurzel der unerträglichen Unruhe, die die Seele
einem Problem gegenüber zeigt, hier die Wurzel der Notwendig¬
keit, der nicht zu bezwingenden Leidenschaft, die uns vorwärts¬
treibt, die Lösung zu suchen. Und der Gedanke ist von einer
Unruhe erfüllt, die Seele und Körper verzehrt, weil sie den ganzen
Menschen unablässig in Probleme stürzt, die zu lösen sind, ihm
nicht einen Augenblick Frieden und Freude läßt, ohne vor seinem
Innern ein neues Problem zu errichten, das ihn in einen neuen
Krieg mit dem neuen Schmerz hineintreibt, welchen es hervor¬
bringt. Wenn aus der Lösung sich kein neues Problem erhebt,
wenn nichts mehr zu erkennen da ist, dann denkt man nicht mehr;
das Leben ist erloschen. Das ist der Tod.
Das Objekt angleichen und in das Innere hineinbeziehen —
das ist das Problem. Das aber ist kein einfacher Vorgang, weil
das Subjekt nicht einfach ist, dem das Objekt angeglichen werden
soll. Es hat zwei Attribute, die zu ihm gehören, und die es zu
eben dem Subjekt machen, für das das Problem entsteht: durch das
eine existiert es, und durch das andere ist es das, was es ist, näm¬
lich eben das Subjekt, das zu sein weiß, das immer das gleiche und
immer ein anderes ist, wie jeder von uns es aus seiner eigenen Er¬
fahrung kennt. Sein und Wesen sind zunächst die beiden grund¬
legenden und nicht näher zu definierenden Formen des Seins des
Subjekts. Dieses Subjekt wäre nichts, wenn es nicht vor allem da
wäre, aber es wäre auch dann nichts, wenn es nicht im Wesen
seines Selbstbewußtseins da wäre; denn es existiert nur, insoweit
es sich bestätigt, und wenn es sich nicht aus sich heraus bestätigt,
so kann unmöglich irgend jemand es zu einem Da-Seienden machen.
Dasein und Wesen sind übrigens die notwendigen Attribute
jeglichen Dinges, das nicht ein abstrakter subjektiver Gedanke
dieses oder jenes denkenden Seins ist, sondern ein wirkliches,
ein konkretes und, wenn man so sagen darf, ernsthaft gedachtes
Wesen ist. Alles ist, soweit es existiert, und es existiert, indem
es etwas ist. Aber im Gedanken sind Sein und Wesen so eng
verbunden, daß sie wie ein einziges Ding erscheinen, als der
gleiche Begriff in seiner Entfaltung; denn nur in dem Sein, das
Gedanke ist, verwirklicht sich das Existieren als ein bestimmtes